LVG Heidelberg

Betriebsinformationstag in
Modellregion Süd-West

Von Gerlind Hammann, LVG Heidelberg

Zum Abschluss des zweiten Projektjahres lädt die LVG Heidelberg zum Betriebsinformationstag im Modellbetrieb Hartmann in Ubstadt-Weiher ein.

Der von der LVG Heidelberg begleitete TerZModellbetrieb Hartmann in Ubstadt-Weiher
öffnet am 01.Dezember 2021 seine Türen für interessierte Gärtner, die einen Eindruck von
torfreduzierter Zierpflanzenproduktion in der Praxis bekommen möchten. Betriebsleiter Ulrich Hartmann wird durch seinen Betrieb führen und von seinen Erfahrungen im Projekt TerZ in den vergangenen zwei Projektjahren berichten.

Im Anschluss freut sich das Team der LVG Heidelberg auf fachlichen Austausch zum
Thema Torfersatzstoffe.

Weitere Informationen zur Anmeldung finden Sie hier.

Modellregion Nord

Gute Erfahrungen mit TerZ: Gärtnerei Klefer im Interview

Von Katja Arndt (LVG Ahlem/Landwirtschaftskammer Niedersachsen) und Gerlind Hammann (LVG Heidelberg)

Gärtnerei Klefer nimmt als Demonstrationsbetrieb der Modellregion Nord am Projekt TerZ teil.

Der Betrieb aus Augustfehn wurde 1951 gegründet und hat eine Produktionsfläche von 2700 m² unter Glas und Folie. Auf 800 m² Verkaufsfläche werden hier Violen im Frühjahr, Beet- und Balkonpflanzen im Sommer, sowie ein breites Herbstzaubersortiment, Carex und Heuchera im Herbst angeboten. Auch ein umfangreiches Gemüsesortiment lässt sich in der Gärtnerei gut zusammenstellen. In familiärer Atmosphäre erlebt der Kunde hier ein gemütliches Shoppingerlebnis bei kompetenter Beratung. Die Gärtnerei legt besonders großen Wert auf eine nachhaltige und umweltschonende Produktion.

Inzwischen nimmt die Gärtnerei jetzt im 2. Jahr am Projekt teil und hat das Ziel mit maximal 50 Vol.-% Torfanteil im Substrat zu produzieren bereits erreicht. Herr Klefer setzt dabei auf eine Substratzusammensetzung von 50% Torf, 10 % Rindenhumus, 30% Holzfaser und 10% Grüngutkompost.

Welche Erfahrungen mit den torfreduzierten Substraten bisher im Betrieb gemacht wurden, erfahren Sie im Video.

Herbst 2021

Aktuelles aus der Modellregion West

Von Melanie Bank, Versuchszentrum Gartenbau Straelen, LWK Nordrhein-Westfalen

Wie bereits im Vorjahr konnten die Kulturen Chrysanthemum und Calluna mit einem sehr guten Ergebnis kultiviert werden. Beide Kulturen wurden in Substraten mit einem Torfanteil von 50 Vol.-% produziert.

Abbildung 1: Chrysanthemum, links im Standardsubstrat mit 80 Vol.-% Weißtorf und 20 Vol.-% Holzfaser (gesteckt in KW 19), rechts im TerZ-Substrat mit 50 Vol.-% Weißtorf, 30 Vol.-% Holzfaser, 10 Vol.-% Perlite und 10 Vol.-% Grüngutkompost (gesteckt in KW 20)

Erfreulich ist, dass sich bei den Chrysanthemen und deren Bewässerung mit Regenwasser der Einsatz von Grüngutkompost als Sicherheit bei der Kulturführung erwies. Kompost hat als positive Eigenschaft ein sehr hohes Puffervermögen, das bereits bei einer Beimischung von 10 Vol.-% in Kultursubstraten zu beobachten ist. So zeigte sich, dass der pH-Wert im TerZ-Substrat relativ stabil blieb, wohingegen der pH-Wert im Standardsubstrat enorm absank (Abb. 2).

Abbildung 2: Vergleich der Entwicklung des pH-Werts im Standard- und TerZ-Substrat

Das positive Ergebnis der Calluna-Kultur 2020 konnte in 2021 bestätigt werden. Hier blieb der pH-Wert bis kurz vor Ende der Kulturlaufzeit stabil unter 4,0. Im Gegensatz zum Vorjahr wurde auch das Standardsubstrat um 20 Vol.-% im Torfanteil reduziert und durch Holzfasern ersetzt.

Abbildung 3: Calluna vulgaris im Standardsubstrat mit 80 Vol.-% Weißtorf und 20 Vol.-% Holzfaser (links) sowie im TerZ-Substrat mit 50 Vol.-% Weißtorf, 30 Vol.-% Holzfaser und 20 Vol.-% Kokos (rechts)

Beet- und Balkonpflanzensaison 2021

Zweite Phase im Projekt TerZ erfolgreich absolviert

Artikel und Bilder: Gemeinschaftsarbeit der LVG Ahlem, LVG Heidelberg, VZG Straelen/ KölnAuweiler, LfULG Dresden-Pillnitz und HSWT

Das Projekt TerZ wird derzeit von vielen verfolgt, da es sich mit der brandaktuellen Thematik der Torfminderung aktiv in der Praxis auseinandersetzt. Zur Erinnerung: Es
handelt sich um das Modell- und Demonstrationsvorhaben, was 24 Zierpflanzenbetriebe aus ganz Deutschland über drei Jahre bei der Umstellung auf stärker torfreduzierte Substrate begleitet und unterstützt. Das Projekt ist dabei in drei Phasen gegliedert:

Die Einführungsphase, in der die Demonstrationsbetriebe 2019/2020 mit zunächst geringer Torfreduzierung (durchschnittlicher Torfanteil 70 Vol.-%) gestartet sind, um zu schauen, welche Veränderungen sich in der Kulturführung ergeben könnten und in welchen Bereichen verstärkte Aufmerksamkeit gefragt ist. In der Optimierungsphase soll dann mit bereits geschärftem Blick mit max. 50 Vol.-% Torf im Substrat produziert und die Kulturführung entsprechend optimiert und angepasst werden. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Phase, soll das stärker torfreduzierte Substrat in der Festigungsphase als Standard im Betrieb etabliert werden und läuft mit der neu angepassten Kulturführung möglichst ohne größere Unterstützung weiter.

In der Beet- und Balkonpflanzensaison 2021 haben 22 Betriebe das Projektziel mit maximal 50 Vol.-% Torf im Substrat zu produzieren bereits erreicht. Auch die sogenannten TerZ-Substrate aus der Einführungsphase sind teilweise schon als Standard in einigen Betrieben übernommen worden, was den Erfolg für sich sprechen lässt.

Abbildung 1: Calibrachoa, Kulturwoche 8. Links im
Standardsubstrat mit 15 Vol.-% Holzfasern und 15 Vol.-% Perlite, rechts im TerZ-Substrat mit 20 Vol.-% Holzfasern, 15 Vol.-% Perlite und 15 Vol.-% Kokosmark
Abbildung 2: Impatiens, Kulturwoche 8. Links im Standardsubstrat mit 25 Vol.-% Holzfasern, rechts im TerZ-Substrat mit 30 Vol.-% Holzfasern und 20 Vol.-% Kokosmark

Was ist nun zu den Ergebnissen im Detail zu sagen? Insgesamt ist die Beet- und Balkon-pflanzensaison mit diesen Substraten als sehr gut zu bewerten. Wie schon bei den
vorangegangenen Frühjahrsblühern, sind optisch überwiegend keine bis geringe Un-terschiede bei den fertig produzierten Pflanzen zu beobachten gewesen. Anpassungen in Bezug auf Düngung und Bewässerung waren in den Regionen teilweise allerdings nötig und in Einzelfällen sind auch größere Probleme aufgetreten.

Abbildung 3: Pelargonium zonale, Kulturwoche 9. Links im Standardsubstrat mit 15 Vol.-% Holzfasern und 15 Vol.-% Perlite, rechts im TerZ-Substrat mit 20 Vol.-% Holzfasern, 15 Vol.-% Perlite und 15 Vol.-% Kokosmark

In der Region Nord wurden in allen Fällen beide Substratvarianten (Standard und TerZ) von allen Betrieben gleich gedüngt und bewässert, sodass auch kein merklicher Mehraufwand von den Betriebsleitern festgestellt wurde. In der Endbonitur waren keine bis wenig Unterschiede in den Kulturen festzustellen (Abb. 1 und 2). Teilweise waren die TerZ-Kulturen etwas größer (Abb. 3 und 4).

Abbildung 4: Sanvitalia procumbens, Kulturwoche 11. Links im Standardsubstrat mit 8 Vol.-% Ton, rechts im TerZSubstrat mit 25 Vol.-% Holzfasern, 20 Vol.-% Rindenhumus und 8 Vol.-% Tonosmark

In der Region West zählten unter anderem Bacopa, Euphorbia hyp., Calibrachoa sowie Petunia, Dianthus, Lavandula und Pelargonium zonale (Abb.5) zu den unproblematischen Kulturen des Beet- und Balkonsortiments 2021. Trotz teilweise hoher Kaliumgehalte bis 553 mg/l bei Substrateingang verlief die Einwurzelung bei allen Kulturen sehr gut. In den Betrieben, die mit sehr hohen Kaliumgehalten konfrontiert waren, wurde entweder die Düngung bereits angepasst, oder es wird in den kommenden Kulturen auf eine stickstoffbetontere Düngung umgestellt. Auch lange Standzeiten bei überjährigen Dianthus zeigten stabile pH-Werte und führten zu optimalen Ergebnissen in der Pflanzenqualität.

Auch die in der Region Ost vorwiegend begleiteten Pelargonien, Lavendel, Petunien und Streptocarpus entwickelten sich problemlos ohne wesentliche Umstellungen in der Kulturführung (Abb. 6 und 7).

Abbildung 5: Pelargonium zonale links im StandardSubstrat (80 Vol.-% Weißtorf, 20 Vol.-% Holzfaser), rechts im TerZ-Substrat (50 Vol.-% Weißtorf, 30 Vol.- % Holzfaser, 10 Vol.-% Perlite, 10 Vol.-% Kompost)

Die bisher verwendeten Standard-Substrate enthalten hier 100 Vol.-% Torfanteil und wurden mit TerZ-Substraten mit 50 Vol.-% Torfanteil verglichen. Vereinzelt wurde ein geringer Mehraufwand festgestellt, da zusätzlich ein bis zwei Gießvorgänge mit etwas mehr Anstauzeit erforderlich waren (z.B. bei Streptocarpus).
Dies ist vermutlich auf die drainierenden Eigenschaften der Holzfaser zurückzuführen, die bei allen vier Betrieben als primärer Torfersatzstoff mit einem Anteil von durchschnittlich etwa 30 Vol.-% im Substrat zum Einsatz kam. Das schnellere Abtrocknen der torfreduzierten Substrate wurde nicht von allen Modell- und Demonstrationsbetrieben als Kritikpunkt gewertet. Ein Hinauszögern der Gießdurchgänge und damit ein gleich häufiges Gießen wie beim Standardsubstrat war ohne Qualitätseinbußen möglich.

Abbildung 6: Gleiche Sorten von Pelargonium zonale in stark torfreduziertem Substrat (obere Reihe) mit 50 Vol.-% Torfanteil (30 Vol.-% Holzfaser, 10 Vol.-% Perlite, 10 Vol.-% Kompost) und im herkömmlich verwendeten Substrat (untere Reihe ) mit 100 Vol.-% Torfanteil.
Abbildung 7: Streptocarpus im stark torfreduzierten Substrat mit 50 Vol.-% Torfanteil (30 Vol.-% Holzfaser, 10 Vol.-% Perlite, 10 Vol.-% Kompost) nach acht Wochen Kulturdauer.

Vereinzelte Sorteneffekte führten in beiden Substratvarianten mitunter zu unterschied-lichen, aber insgesamt guten Qualitäten. Unterschiede wären ohne direkten Vergleich nicht erkennbar gewesen. Auch in Bezug auf die Ausfallquote sowie den Einsatz von Pflanzen-schutzmitteln und Hemmstoffen gab es keine negativen Auffälligkeiten im Substratvergleich.

In der Region Süd wurden ebenfalls von allen Betrieben gute Qualitäten bei Calibrachoa, Pelargonien, Sanvitalien, Petunien und Fuchsia mit Torfanteilen im Substrat von 50 – 60 Vol.-% produziert. Ein Gärtner stellte fest, dass im torfreduzierten Substrat mit 50 Vol.-% Torfanteil der Befall an Trauermücken und Botrytis etwas stärker war als im neu aus-gewählten Standard-substrat mit 70 Vol.-% Torf, jedoch führte dies nicht zu großen Ausfällen. Zwei Betriebe haben alle Kulturen auf ein Substrat mit 50 Vol.-% Torf umgestellt und verzeichneten gute Qualitäten.

Hinsichtlich Bewässerung und Düngung gab es bei allen Gärtnern keine nennenswerten Unterschiede. Ein Gärtner berichtete, dass er generell die Stickstoffdüngung leicht angehoben hat, womit er in den torfreduzierten Kulturen gute Erfolge erzielte. Die Bewässerung fand weitestgehend identisch wie im Standardsubstrat statt.

Der Torfanteil der Substrate, die von den Betrieben der Region Süd-West verwendet wurden, variierte zwischen 20 und 60 Vol.-%. Pelargonium zonale, in hoher Stückzahl (180.000 Stück) in einem Substrat mit 60 Vol.-% Weißtorf, 20 Vol.-% Holzfaser, 15 Vol.-% Rindenhumus und 5 Vol.-% Ton in KW 5 getopft, zeigte sich zum Vermarktungsbeginn in KW 17 in guter Qualität (Abb. 8). Der Betriebsleiter berichtete von einer Anpassung in der Düngung: Um die Kultur trotz der durch die Holzfaser hervorgerufenen N-Immobilisierung sicher mit Stickstoff zu versorgen, wurde verstärkt mit Kalksalpeter gedüngt.

Abbildung 8: Pelargonium zonale konnte mit einer Anpassung der N-Düngung in 60 Vol.-% Torf in guter Qualität produziert werden.

Ein anderer Betrieb, der Pelargonium peltatum in einem Substrat mit 50 Vol.-% Torf und etwa gleichen Anteilen von Holzfaser, Rindenhumus, Ton und Grünkompost kultivierte, konnte ebenfalls ein gutes Ergebnis zum Kulturende verzeichnen. Hier wurde kein höherer Stickstoffbedarf, aber ein etwas schnelleres Abtrocknen des Substrats festgestellt. Die Kultur von Echinacea purpurea fand im gleichen Substrat statt und führte ohne Anpassungen der Kultur-maßnahmen zur gewünschten Vermarktungsqualität (Abb. 9).


Der Pflanzenbestand blieb aber aufgrund der Witterung im Vergleich zu den Vorjahren etwas kleiner.

Abbildung 9: Echinacea purpurea, produziert in 50 Vol.-% Torf, zeigte zum Vermarktungsbeginn eine
sehr gute Durchwurzelung.

Ein weiterer Betrieb, der Echinacea purpurea in einem Substrat mit 20 Vol.-% Torf, 35 Vol.-% Holzfaser, 30 Vol.-% Ton und 15 Vol.-% Grünkompost kultivierte, berichtete hingegen von erheblichen Schwierigkeiten zu Kulturbeginn. Das stark torfreduzierte Substrat trocknete, wenn es einmal vollkommen durchnässt war, nur sehr langsam ab. Dies hatte einen starken Botrytisbefall und dementsprechend auch hohe Ausfallraten zur Folge. Beim anschließenden 2. Satz wurde auf eine deutliche trockenere Kulturführung geachtet, wodurch ein Botrytisbefall fast vollständig vermieden wurde. Aufgrund des hohen Salzgehaltes, der auf den hohen Anteil von Grünkompost zurückzuführen ist, wuchsen diese Echinaceaen auch deutlich kompakter, weshalb auf einige Hemmstoffeinsätze verzichtet werden konnte.

Bei einem Nord-Betrieb, dessen TerZ-Substrat 30 Vol.-% Holzfasern enthält, deutete sich zwischenzeitlich hingegen an, dass das Substrat beim Bewässern von unten das Wasser nicht so gut in den Topf hochzieht (Abb. 10). Diese Problematik relativierte sich während der Kultur wieder. Teilweise wurde auch in den Betrieben beobachtet, dass das Substrat besonders in kleineren Töpfen an den Tischrändern schneller austrocknet und schwieriger wiederzubenetzen ist. Hier wird deutlich, dass bei zukünftigen TerZ-Kulturen ein verstärktes Augenmerk auf die Bewässerung gelegt werden sollte, um Unterschiede und Probleme in dieser Richtung weiter herauszuarbeiten und eventuelle Anpassungen beim Substrat oder in der Kulturführung vorzunehmen.

Abbildung 10: Sanvitalia, Kulturwoche 6, direkt nach dem Bewässern. Links im Standardsubstrat mit 25 Vol.-% Holzfasern, rechts im TerZ-Substrat mit 30 Vol.-% Holzfasern, 10 Vol.-% Rindenhumus und 10 Vol.-% Grüngutkompost

Auch bei einer Fuchsienkultur in der Region West sowie bei der Kultur von Calibrachoa und Petunien eines Betriebes in der Region Nord traten größere Unterschiede zwischen den Pflanzen in den beiden Substraten auf.

Bei den Fuchsien zeigte sich eine Wachstumsverzögerung vor allem in der letzten Kulturphase, sodass die Ware im stark torfreduzierten Substrat etwa 10 Tage später zur Vermarktung kam. Die Qualität litt darunter jedoch nicht (Abb. 11).

Die Calibrachoen und Petunien eines Nord-Betriebes zeigten deutliche Schwierigkeiten beim Einwurzeln in das TerZ-Substrat. Die Pflanzen ließen sich dies oberirdisch meist nichts ansehen und entwickelten sich normal (Abb. 12). Leider konnte die Ursache für diese Auffälligkeiten bisher noch nicht ermittelt werden, sodass der Betrieb diese beiden Kulturen im nächsten Jahr nicht wieder in diesem TerZ-Substrat produzieren möchte. Alle anderen Kulturen wurzelten dagegen hervorragend in das Substrat ein.

Abbildung 11: Beobachtete Wachstumsverzögerung bei Fuchsia im TerZ-Substrat (50 Vol.-% Weißtorf, 30 Vol.-% Holzfaser, 10 Vol.-% Perlite und 10 Vol.-% Kompost) während der Kultur (links) und verkaufsfertige Ware im TerZ-Substrat (rechts)

Die Erfolge der Beet- und Balkonsaison sind sicher auch der engen Kulturbegleitung
zu verdanken. Wie bereits in der Cyclamen- und Poinsettienproduktion auffiel, können
Schwankungen in den stärker torfreduzierten Substraten besonders bei längeren
Standzeiten und empfindlichen Kulturen zu Qualitätseinbußen führen. Extreme Witter-ungsbedingungen fördern diese Schwankungen zusätzlich.

Abbildung 12: Calibrachoa zum Ende der Kultur. Oberirdisch ist der Pflanze nicht anzusehen, dass sie nicht in das TerZ-Substrat (47 Vol.-% Torf, 25 Vol.-% Holzfasern, 20 Vol.-% Rindenhumus und 8 Vol.-% Ton) eingewurzelt ist.

Es empfiehlt sich daher Kulturen in einem neuen Substrat zunächst mit regemäßigen
Substratproben zu begleiten, denn die Umstellung ist sehr betriebsspezifisch. Je nach Gießwasser und Düngung des Betriebes können sich in dieser neuen Kombination pH- und Nährstoffwerte im Substrat anders entwickeln als gewohnt. Dies kann im Einzelfall eine schnelle Reaktion des Gärtners erfordern. Durch einzelne Substratkomponenten, wie z.B. Kompost oder Rindenhumus im Substrat, kommt es zudem häufig zu erhöhten Kali- und Phosphatwerten. In den projektbegleiteten Kulturen haben Werte von 600 mg Kalium/ l Substrat jedoch noch keine negativen Auswirkungen auf die Pflanzen gezeigt. Teilweise waren Kulturen vermutlich durch die erhöhten Kaliwerte etwas gedrungener, was ein durchaus erwünschter Effekt war.

Hier könnten Dünger-, Substrathersteller und Betriebe zukünftig sicher weiter optimieren, um Substrate und Dünger noch besser aufeinander abzustimmen und der mitunter erhöhten Dynamik im Substrat entgegenzuwirken.

Insgesamt waren die Demonstrationsbetriebe regionsübergreifend zufrieden. „Es ist
beherrschbar“ ist der O-Ton eines Gärtners. Auch bezüglich des Arbeitsaufwandes haben die Betriebe keinen großen Unterschied bemerkt, sodass sie gerne weiter mit diesen Substraten produzieren möchten.

Betriebsinformationstag am 09.11.2021 in der Region Nord

Zweite Phase im Projekt TerZ – Es bleibt spannend

Von Katja Arndt, LVG Ahlem, LWK Niedersachsen

Das Modell- und Demonstrationsvorhaben, TerZ (Torfersatz im Zierpflanzenbau), befindet sich mittlerweile im zweiten von vier Projektjahren, der sogenannten Optimierungsphase. So ging es zunächst im ersten Projektjahr, der Einführungsphase, für die Gärtner darum mit geringer Torfreduzierung – meist um die 70 Volumenprozent (Vol.-%) Torfanteil im Substrat – ein Gefühl für die torfreduzierte Produktion zu entwickeln. In diesem Jahr produzieren die teilnehmenden Praxisbetriebe hier bereits größtenteils mit maximal 50 Vol.-% Torf ihre Kulturen und haben schon einige Erfahrungen gesammelt.

Die Beet- und Balkonpflanzenproduktion mit der stärkeren Torfreduzierung kann in diesem Jahr als sehr gut bewertet werden, da optisch überwiegend keine bis geringe Unterschiede bei den fertig produzierten Pflanzen zu beobachten waren. Anpassungen in Bezug auf Düngung und Bewässerung waren regionsübergreifend teilweise allerdings schon nötig. In einzelnen Kulturen traten auch größere Probleme auf.

Derzeit läuft die Poinsettien- und Cyclamenproduktion. Bereits im letzten Jahr stellte sich heraus, dass die Torfreduzierung bei anspruchsvollen, länger stehenden Kulturen besonders in Kombination mit den extremen Witterungsbedingungen des Sommers 2020 durchaus zu Schwierigkeiten in der Produktion führen kann. Es gab hier neben Erfolgen also auch Qualitätseinbußen und Ausfälle.

Wie sich diese Kulturen in diesem Jahr entwickeln bleibt spannend. Der Torfanteil ist zwar weiter gesunken, die Erfahrungen damit sind hingegen gewachsen.

Betriebsinformationstag bei Gärtnerei Schliebener

Daher öffnet nun mit der Gärtnerei Schliebener aus Wolfsburg der erste TerZ-Betrieb aus der Region Nord am 09.11.2021 seine Türen. So wird ein praxisorientiertes Forum geboten, wo Erfahrungswerte und Informationen über die stärker torfreduzierten Kulturen ausgetauscht werden können.

Die Einzelhandelsgärtnerei produziert seit 1960 auf nun schon über 5000 m² unter Glas und Folie ein breites Pflanzensortiment für ihre Kunden. Der Betrieb setzt sich für die Integration von Torfersatz ein, da der Aspekt der Nachhaltigkeit für ihn eine zentrale Rolle spielt. So ist das Team der Gärtnerei stetig darauf bedacht, Ideen umzusetzen, die die Natur und die Umwelt schonen.

Die Veranstaltung richtet sich gezielt an Gärtner, die an der Umstellung auf stärker torfreduzierte Substrate interessiert sind, und andere Branchenmitglieder, die hier eine Diskussion mit dem Fokus auf die Praxis führen möchten.

Tim Schliebener
(Foto: Katja Arndt)

Zu diesem Zweck wird von Herrn Schliebener eine Führung durch den Betrieb und die torfreduziert kultivierten Poinsettien angeboten, wo die Pflanzen direkt vor Ort angeschaut und Fragen zur Produktion gestellt werden können.

Frau Arndt, die Gesamtkoordinatorin von TerZ, wird einen kurzen Überblick über das gesamte Projekt geben und steht ebenfalls für Fragen zur Verfügung.

Bei Kaffee und Kuchen sollte einem interessanten Austausch zum Thema Torfersatz in der Praxis nichts mehr im Wege stehen.

Wir freuen uns auf Sie!

Save the date: 09.11.2021, 13 Uhr (maximal 20 Teilnehmer)


Hier geht’s zur kostenfreien Anmeldung!

Die Veranstaltung wird unter Einhaltung der 3-G-Regelung (genesen, geimpft, getestet) durchgeführt. Wir bitten die Besucher einen entsprechenden Nachweis mitzubringen und auch weiterhin die AHA-Regeln zu berücksichtigen.

Gärtnerei Kühne

Gärtnerei Kühne – Ein Demonstrationsbetrieb der Modellregion Ost

Der Dresdner Gartenbaubetrieb Arndt Kühne schaut auf eine über 120-jährige Betriebshistorie zurück und hat sich dabei als Produktionsbetrieb stets weiterentwickelt. Im Interview erzählt Karl Kühne von diesem Prozess, bei dem die torfreduzierte Produktion von Zierpflanzen einen weiteren wichtigen Fortschritt für einen nachhaltigen und damit modernen Gartenbaubetrieb darstellt. Neben den ersten Erfahrungen mit 30 Vol.-% Torfersatz spricht der Sohn von Betriebsleiter Arndt Kühne aber auch über die Herausforderungen, die das Thema Torfreduktion für einen Produktionsbetrieb bedeuten.

Arndt Kühne (rechts im Bild) führt das Familienunternehmen zusammen mit seiner Frau Anett und seinem Sohn Karl
(Foto: LfULG)

Erzählen Sie kurz etwas über die Geschichte Ihres Betriebes
Wir sind seit 1899 ein Familienbetrieb in der nun vierten Generation. In dieser Zeit wurde mit Gemüse, Schnittblumen und Topfpflanzen stets die aktuelle Nachfrage bedient. Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung verlagerte sich die Produktion bis heute fast ausschließlich auf Topfpflanzen. Gleichzeitig erfolgte ein stetiger Ausbau und eine kontinuierliche Modernisierung der Produktionsflächen.

Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Heute produzieren wir auf rund 3 ha Hochglas- und 0,5 ha Freilandfläche allen voran für den Lebensmitteleinzelhandel und Discountketten. Bei der ganzjährigen Kultivierung konzentrieren wir uns auf ein kompaktes Sortiment. Dabei können wir uns auf unser kompetentes Team und unsere Auszubildenden verlassen. Seit nun zwölf Jahren erzeugen wir nahezu unseren kompletten Wärmebedarf mittels unserer eigenen CO2-neutralen Biomassefeuerung. Darüber hinaus können wir auf ca. 65 % unserer Produktionsflächen mit einem geschlossenen Bewässerungssystem arbeiten. Unseren Wasserbedarf decken wir vollständig mit aufgefangenem Regenwasser.

Wie war Ihre Einstellung vor dem Projekt zu Torfersatzstoffen? Was haben Sie darüber gedacht? (Anwendung, Kosten, etc.)?
Wir haben vorher interessiert die Erkenntnisse der Lehr- und Versuchsanstalten aufgenommen, für die Integration in die gärtnerische Praxis jedoch Hürden gesehen. Durch unseren hauptsächlich indirekten Absatz ist es uns nach wie vor nicht möglich, Mehrkosten für torfreduziertes Substrat im Verkauf einzupreisen. Ebenso können wir bei unserem termingebundenen Vertragsanbau erhöhte Kulturrisiken ebenso wenig wie Qualitätseinbußen hinnehmen.

Haben sich bisher Befürchtungen oder Erwartungen erfüllt?
Pflanzenbaulich sind wir bis heute mit den eingesetzten torfreduzierten Substraten sehr zufrieden. Wir konnten qualitativ hochwertige Pflanzen produzieren. Zu den parallel kultivierten Vergleichskulturen in konventionellem Substrat haben sich bisher kaum Auffälligkeiten ergeben. Außerdem konnte uns die betriebswirtschaftliche Auswertung Anhaltspunkte für eine weitere Optimierung unserer Produktion geben.

Was sind Ihre Ziele hinsichtlich der Verwendung von Torfersatzstoffen in den nächsten 10 Jahren?
Im ersten Jahr des TerZ konnten wir an unseren Hauptkulturen eine Torfreduktion um 30 Vol.-% ohne unüberwindbare Probleme realisieren. Das stimmt uns für den weiteren Projektverlauf optimistisch. Diese Erkenntnisse wollen wir in den nächsten Jahren bestätigen und dabei den Torfanteil kulturspezifisch weiter reduzieren. So haben wir in diesem Jahr Pelargonium zonale in bereits um 50 Vol.-% torfreduziertem Substrat getopft. Langfristig muss es unser Ziel sein, die Torfreduktion flächendeckend umzusetzen und dabei unsere Kunden von diesem Mehrwert zu überzeugen.

30 bis 50 Vol.-% Torfersatz werden derzeit im Gartenbaubetrieb Arndt Kühne in verschiedensten Kulturen (u.a. Pelargonien, Poinsettien, Primeln) eingesetzt und durch TerZ begleitet (Foto: Gartenbau Arndt Kühne)

Substrate und Analysen – Fachkompetenz aus Freising

Ein wichtiges Forschungsgebiet der Arbeitsgruppe Pflanzenernährung im Institut für Gartenbau an der HSWT (Hochschule Weihenstephan – Triesdorf) in Freising ist seit Jahrzehnten die Zusammensetzung gärtnerischer Kultursubstrate und Blumenerden mit dem Schwerpunkt Torfersatzstoffe.

Institut für Gartenbau (IGB)
Versuchsgewächshäuser der Arbeitsgruppe Pflanzenernährung an der HSWT in Freising (Foto: HSWT).

Die jetzige wissenschaftliche Leiterin Prof. Dr. Elke Meinken hat sich bereits in ihrer Dissertation mit dieser Thematik beschäftigt. Des Weiteren sind Untersuchungen zur Reduzierung des Torfanteils in Kultursubstraten ein essentieller Bestandteil der Lehre im Rahmen von studentischen Praktika und Abschlussarbeiten. Durch die wiederkehrende Durchführung von Auftragsversuchen und die Mitarbeit in Gremien der Gütegemeinschaft für Substrate für Pflanzen e.V. (GGS) besteht eine enge Vernetzung mit der Substratindustrie und durch die Übernahme der Fachredaktion Substrate im Arbeitskreis “Koordinierung Zierpflanzenbau” des Verbandes der Landwirtschaftskammern zu anderen Forschungsinstitutionen. Des Weiteren ist die Arbeitsgruppe ein gefragter Ansprechpartner für Substratproduzenten und Erzeugerberater bei der Aufklärung komplexer Schadensfälle. Zudem verfügt die Arbeitsgruppe Pflanzenernährung über ein modern ausgestattetes, schlagkräftiges agraranalytisches Labor, in dem alle im Projekt anfallenden Analysen in der Routine etabliert sind. Neben Substrat-, Boden-, Pflanzen- und Wasser- bzw. Nährlösungsproben aus Forschungsprojekten sowie studentischen Seminar- und Abschlussarbeiten, führt das Labor auch Analysen für Substrathersteller im Rahmen der Gütesicherung durch und organisiert regelmäßig Ringversuche im Bereich Substratanalytik für die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen (GGS) sowie den VDLUFA.

Die langjährige Erfahrung im Bereich Substrate und Analysen kommen dem gesamten TerZ-Projektnetzwerk zugute. Alle in den Projektbetrieben genommenen Proben werden an der HSWT in Freising analysiert und bewertet.

Die teilnehmenden Projektgärtner der Modellregion Süd im Modell- und Demonstrationsvorhaben TerZ werden von Ronja Fritzsche betreut.

Das Projektteam TerZ-BWL stellt sich vor

Das Projektteam TerZ-BWL am Institut für Gartenbau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (v.l.):
Christian Sieweke, Anette Stadler, Prof. Dr. Stefan Krusche (Foto: HSWT)
 

Betriebswirtschaftliche Begleitung im TerZ-Projekt

Ergänzend zu den kulturtechnischen Untersuchungen im Rahmen des TerZ- Modell- und Demonstrationsvorhabens findet eine betriebswirtschaftliche Begleitung statt, die die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Substratumstellung untersucht. Diese wird vom Institut für Gartenbau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) durchgeführt.

Hierbei erfolgt eine produktionsbegleitende Erfassung der Kulturdaten in allen 24 teilnehmenden Demonstrationsbetrieben sowie die anschließende Analyse und Bewertung der ermittelten Kulturkosten. Im Fokus der Betrachtung stehen der Einsatz von Produktionsmitteln sowie der Energie- und Arbeitszeitaufwand bei ausgewählten Kulturen in herkömmlichen Substraten im Vergleich zur Produktion in stark torfreduzierten Kulturverfahren. Ebenso berücksichtigt werden mögliche Absatz- und Erlösunterschiede beider Verfahren.

· Welche wesentlichen Faktoren sind für mögliche Unterschiede bei den Kosten der Leistungserstellung verantwortlich?

· In welcher Größenordnung bewegen sich diese Kostenunterschiede?

· Haben betriebsstrukturelle, kulturspezifische oder auch regionale Unterschiede nennenswerten Einfluss auf Deckungsbeiträge und Preisuntergrenzen?

Das Ziel der betriebswirtschaftlichen Begleitung ist es, aussagekräftige Erkenntnisse über die kulturspezifischen Kosten bei einem über mehrere Jahre begleiteten Umstieg auf stark torfreduzierte Kultursubstrate im Zierpflanzenbau zu gewinnen und daraus die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Substratumstellung im Rahmen des TerZ-Modell- und Demonstrationsvorhabens besser einschätzen und darstellen zu können.

In den 24 TerZ-Demonstrationsbetrieben werden die Softwareprogramme BeTa7 und Grünplan zur Datenerfassung eingesetzt (Abbildung: HSWT)

Das Projektteam TerZ-BWL am Institut für Gartenbau der HSWT

Herr Prof. Dr. Stefan Krusche vertritt seit 2004 das Lehrgebiet Betriebswirtschaft an der Fakultät Gartenbau und Lebensmitteltechnologie der HSWT. Die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen auf der Kosten-, Planungs- und Investitionsrechnung, der optimalen Gestaltung von Arbeits- und Führungssystemen sowie Fragen der Betriebs- und Unternehmensentwicklung. Aufgrund seiner beruflichen Erfahrungen und seines Werdegangs hat er an einer Vielzahl von Projekten auf dem Gebiet der betriebswirtschaftlichen Bewertung von gartenbaulichen Produktionsprozessen mitgewirkt, insbesondere mit Blick auf die Analyse und Gestaltung des betrieblichen Wachstums. Bedeutend für das TerZ-Projekt ist ebenfalls seine langjährige Beschäftigung und Forschung im Bereich der Arbeitswirtschaft und der Kulturkostenkalkulation.

Ein weiteres Hauptaugenmerk der betriebswirtschaftlichen Forschungsarbeit an der HSWT liegt auf der Entwicklung von Softwareprogrammen zur Erfassung von betriebswirtschaftlichen Daten (wie BeTa und ProdIS-Plant) sowie der ökonomischen Bewertung von Produktionsprozessen (KuKa, HeiKos, Mulchfolienrechner). Die Programme werden dabei zielgenau auf die Bedürfnisse von Gartenbaubetrieben angepasst und überzeugen durch einfache und praktikable Handhabung bei der Datenerfassung und der anschließenden Auswertung. Im Rahmen des TerZ-Projekts wird den Demonstrationsbetrieben neben der Anbauplanungssoftware Grünplan das Betriebstagebuch BeTa für die Arbeitszeiterfassung zur Verfügung gestellt. Die neuen BeTa-Versionen wurden von Herrn Christian Sieweke, Gartenbauingenieur, Projektmitarbeiter IT und EDV-Administrator am Institut für Gartenbau (IGB) der HSWT, programmiert.

Frau Anette Stadler,Gartenbauingenieurin und gelernte Gärtnerin mit langjähriger betriebswirtschaftlicher Berufserfahrung in unterschiedlichen Bereichen der Grünen Branche, ist für die Projektbearbeitung verantwortlich und fungiert hierbei als Bindeglied zwischen IGB, den Kooperationspartnern und den 24 teilnehmenden Produktionsbetrieben. Die wissenschaftliche Mitarbeit umfasst neben der technischen Betreuung der Demonstrationsbetriebe im Umgang mit den Programmen vor Ort die Datenerfassung sowie die anschließende Aufbereitung, Analyse, Einordnung und Bewertung der erhaltenen Daten in Bezug auf die speziellen Fragestellungen des TerZ-Modell- und Demonstrationsvorhabens.

Das Institut für Gartenbau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (Foto: HSWT)

Modellregion Nord: Erste Ergebnisse machen Lust auf mehr

von Michael Emmel und Katja Arndt, Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Ahlem der LWK Niedersachsen

Fünf Regionen, 24 Betriebe und ein breites Beet- und Balkonpflanzen-Sortiment lassen differenzierte Erfahrungen in der ersten Saison des Modell- und Demonstrationsvorhabens TerZ erwarten. Die Betriebe sind mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen in das Vorhaben, Torf in ihren Kultursubstraten zu reduzieren, gestartet. Einige kultivieren bislang in reinen Torfsubstraten, andere haben bereits größere Anteile anderer Substratausgangsstoffe in ihren Standardsubstraten. Mit den jeweiligen Lieferanten wurde ein stärker torfreduziertes Substrat konzipiert, in dem die Betriebe jetzt parallel zu ihrem Standardsubstrat verschiedene Beet- und Balkonpflanzen kultiviert haben.

In der Modellregion Nord wurde dabei der Torfanteil im ersten Schritt auf 65 bis 70 Volumenprozent reduziert. Die meisten der darin kultivierten Pflanzenarten unterschieden sich zum Verkaufstermin kaum oder gar nicht von denen im Standardsubstrat. Teilweise waren einzelne Arten etwas größer oder etwas kleiner, etwas heller oder dunkler im Laub oder etwas lockerer oder kompakter aufgebaut. Alle Partien waren jedoch verkaufsfähig und vorhandene Unterschiede fielen nur im direkten Vergleich auf. Der Mehraufwand bei der Kultur in dem neuen Substrat hielt sich in Grenzen. In einigen Fällen musste die Düngung verändert werden. Hier haben die regelmäßig durchgeführten Substratanalysen geholfen, um rechtzeitig nachzusteuern. Aber auch Vorteile, wie zum Beispiel ein schnelleres Abtrocknen des stärker torfreduzierten Substrates, wurden von den Betriebsleitern wahrgenommen. Daher wollen einige dieses Substrat in der nächsten Beet- und Balkonpflanzensaison zu ihrem Standardsubstrat machen. Dann kann diesem im Rahmen des Projektes ein Substrat mit noch stärker verringertem Torfanteil gegenübergestellt werden.

Damit rückt das Ziel des Vorhabens in greifbare Nähe: 50 Volumenprozent Torf in den Substraten zu ersetzen, ohne dass es dadurch zu Qualitätseinbußen bei den Pflanzen kommt.

Die LVG Heidelberg stellt sich vor

Die staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für den Gartenbau Heidelberg (LVG Heidelberg) hat die Aufgabe praxisnahe Versuchsarbeit für den Gartenbau zu betreiben sowie in Aus- und Fortbildung Nachwuchs und Führungskräfte auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Dazu kommen regelmäßig Sonderaufgaben im Umweltbereich.       
Sie wurde am 1. Oktober 1952 gegründet. Der Lehrbetrieb wurde mit der einjährigen Fachschule am 7. Januar 1954 aufgenommen. Die LVG Heidelberg untersteht der Dienst- und Fachaufsicht des Ministeriums Ländlicher Raum, Baden-Württemberg (MLR) und teilt sich heute in den Fachbereich Bildung und Ökologie sowie Gartenbauliches Versuchswesen.                


Im Versuchswesen der LVG Heidelberg werden insbesondere umweltschonende und energieeinsparende Fragestellungen bearbeitet. Einen Schwerpunkt hierbei stellen praxisnahe Versuche zum Torfersatz in Kultursubstraten dar. Bereits in den 90er Jahren wurde an der LVG Heidelberg federführend das Konzept ‘Kontrollierter umweltgerechter Zierpflanzenbau’ erstellt. In Folge war sie Mitglied im Gutachterausschuss zur Vergabe des ‘Grünen Zertifikats’. Seit 1998 beschäftigt sich die LVG mit der Thematik „Anbau von Zierpflanzen nach ökologischen Richtlinien“. Im Mittelpunkt stehen dabei  Versuche zu torfreduzierten Bio-Substraten, organischen Bevorratungs- und Flüssigdüngern sowie der Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln.       

 
Seit 2009 arbeitet die LVG intensiv in der Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen mit und führt zusammen mit dieser Interessensgemeinschaft und der Ökomene seit 2011 die gemeinsame Jahrestagung „Bio–Zierpflanzen & Kräuter, Nachhaltiger Gartenbau“ in Heidelberg durch.


Neben langjähriger Erfahrung in der Forschung von Torfersatzstoffen, hat sich die LVG Heidelberg besonders durch ihre digitale Ausrichtung und der Nutzung neuer Medien im Schulwesen sowie in der Projektarbeit einen Namen gemacht. So nutzt zum Beispiel die Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen das Learning Management System OLAT (Online Learning And Training) der LVG Heidelberg. Als Wissens- beziehungsweise Informationsdatenbank und Kommunikationszentrale (E-Mail, Chat oder virtuelle Diskussionsplattform) verbindet die Lernplattform alle Mitglieder der Anbaugemeinschaft auch über weite Distanzen hinweg.                 


Dieses erfolgreiche System hat die LVG Heidelberg auch dem Projekt TerZ zur Verfügung gestellt und somit neben der Betreuung der teilnehmenden Betriebe der Region Süd-West, die Aufgabe des Wissenstransfers innerhalb des Modell- und Demonstrationsvorhabens übernommen. Die Aufgabe Wissenstransfer umfasst dabei zum Einen die interne Projektvernetzung z.b. durch regelmäßige Videokonferenzen mit Projektpartnern und -teilnehmern, als auch die Repräsentation des Projektes nach Außen.

Das Projektteam der LVG Heidelberg (links im Bild), die fünf Projektteilnehmer der Modellregion Süd-West sowie die Gesamtkoordinatorin und die BWL-Begleitung während des ersten Projekttreffens
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