Von Katja Arndt (LVG Ahlem), Robert Koch (LVG Heidelberg), Melanie Bank (VZG Straelen/ Köln-Auweiler), Anna-Victoria August (LfULG Dresden-Pillnitz) und Ronja Fritzsche (HSWT)
Alle 24 am TerZ-Projekt teilnehmenden Demonstrationsbetriebe in den fünf Modellregionen haben die diesjährige Beet- und Balkonsaison erfolgreich bestritten. Hierbei gestaltete sich die Produktion der meisten Pflanzenarten in Substraten mit einem Torfanteil von 65 bis 85 % als relativ problemlos. Zum Verkaufstermin unterschieden sich die Pflanzen kaum oder gar nicht von denen im jeweiligen Standardsubstrat. Auch der Mehraufwand bei der Kultur in den neuen Substraten hielt sich in Grenzen. Nur in einigen Fällen musste die Düngung etwas verändert werden, was durch die projektbegleitenden Substratanalysen rechtzeitig möglich war. Vereinzelt mussten ein bis zwei Gießvorgänge mehr durchgeführt werden.
Ein Betrieb der Region Süd-West gab an, dass sich die Bewässerung von Neu-Guinea-Impatiens in einem torfreduzierten Substrat (Torfanteil von 60 %) etwas schwieriger gestaltete, da einmal trockengefallen, die Wiederbenetzung dieses Substrates schwierig gewesen sei. „Torfersatz verzeiht nur wenig Fehler im Gießen“, so der Betriebsleiter. Alle anderen Kulturen wie Pelargonien oder Semperflorensbegonien liefen aber auch bei ihm wie in den anderen Betrieben problemlos.
Die Region West freute sich zusätzlich über den sehr guten und frühzeitigen Absatz der Pflanzen, da hierdurch lange Standzeiten und Kulturverlängerungen ausblieben. Aber auch weitere Vorteile, wie zum Beispiel ein schnelleres Abtrocknen des stärker torfreduzierten Substrates, wurden von den Betriebsleitern wahrgenommen. Aufgrund des Kulturerfolges wollen einige Demonstrationsbetriebe das im Projekt erprobte torfreduzierte Substrat in der nächsten Beet- und Balkonpflanzensaison zu ihrem aktuellen Standardsubstrat machen. Ein Betrieb in der Region Süd stellte sogar schon jetzt den gesamten Betrieb auf ein Substrat mit einem Anteil von 50 % Torf um.
Nach dieser erfolgreichen Beet- und Balkonsaison gingen die Demonstrationsbetriebe in der zweiten Jahreshälfte erneut motiviert und torfreduziert mit den Herbstkulturen ins Rennen. Dabei zeigte sich dann allerdings, dass eine Änderung der Substratzusammensetzung bei anspruchsvolleren und länger stehenden Kulturen wie beispielsweise Cyclamen oder Poinsettien durchaus als Herausforderung gesehen werden kann. Diese Kulturen reagierten deutlich sensibler auf Abweichungen in den Kulturbedingungen als die meisten Beet- und Balkonpflanzen. Die extremen Witterungsbedingungen der Sommermonate stellten dabei zusätzlich Anforderungen bei der Umstellung auf die torfreduzierten Substrate dar.
In der Region Ost (Torfanteil von 45 – 70 %) entwickelten einige torfreduzierte Substrate unter diesen Bedingungen eine höhere Dynamik hinsichtlich der pflanzenverfügbaren Nährstoffe, bei der Wasserversorgung oder der Entwicklung des pH-Wertes. Neben direkten Auswirkungen in Form von Nährstoffüberschuss- und -mangelsymptomen wuchs auch das Risiko für Pilzerkrankungen wie beispielsweise für Pythium oder Phytophthora bei Poinsettien. Es kam zu Schäden und Ausfällen, die jedoch durch rasches Handeln in Grenzen gehalten werden konnten.
Entsprechende Probleme traten auch in der Region West bei der Kultivierung von Poinsettien in einem torffreien Substrat auf und führten letztlich trotz Gegenmaßnahmen zu Qualitätseinbußen.
Auch in der Region Nord war eine erhöhte Stickstoffversorgung bei den torfreduziert produzierten Poinsettien notwendig. Ein Betrieb ging mit der Sorte ‘Christmas Universe’ mit 0 % Torfanteil und rein biologischer Grunddüngung im Substrat gleich aufs Ganze. Diese Kultur war sehr herausfordernd, da in den ersten Wochen eine Stickstoffunterversorgung in Substrat und Pflanze auftrat, welche während der restlichen Kultur nur schwer aufzuholen war. Dies erzeugte viel Handlungsbedarf und zeigte am Ende dennoch einen kleinen Größenunterschied der Pflanzen im Vergleich zu denen im Standardsubstrat.
Auf jeden Fall war und ist eine deutlich höhere Aufmerksamkeit erforderlich, um auf die im Vergleich zu den Standard-Substraten höhere Dynamik zu reagieren.
In der Region West bereicherte Calluna vulgaris das Kulturspektrum. Es zeigte sich eine Wechselwirkung zwischen Substratzusammensetzung und Topfgröße auf die Qualität der Pflanzen. Während sich beim 50 % torfreduzierten Substrat im 12-cm-Topf Pflanzen gleicher Qualität wie im Standardsubstrat (100 % Weißtorf) kultivieren ließen, gab es im 10,5-cm-Topf vor allem bei den Farben Weiß und Rosa viele kurzgebliebene Pflanzen.
In einem baden-württembergischen Betrieb der Region Süd-West spielte beispielsweise bei Cyclamen ein erhöhter Salzgehalt im Substrat mit einem Torfanteil von 50 % in Verbindung mit großer Hitze eine maßgebende Rolle. Interessant hierbei waren die Sortenunterschiede. Während robusteren Sorten die erhöhten Salzgehalte nur wenig ausmachten, reagierte eine empfindliche Sorte mit einem Teilausfall.
Die bisherigen Ergebnisse zeigen deutlich, dass die schrittweise Torfreduzierung nicht nur zwischen Gärtner und Substrathersteller diskutiert und vorangebracht werden muss, sondern dass die gesamte Branche inklusive Züchtung an diesem Prozess beteiligt sein sollte.