Erfolg für TerZ – ZVG und VDG verpflichten sich zu mehr Torfreduktion
Von Gerlind Hammann, LVG Heidelberg
In einer Pressemeldung vom 31.03.2022 legen der Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) und der Verband deutscher Garten-Center e.V. (VDG) ihre aktualisierten Empfehlungen zur Reduktion von Torf im Gartenbau vor:
,,Im Einzelnen wird im Hobbybereich bis 2025 eine Reduktion in Blumenerden auf einen Torfanteil von 30 % und bis 2030 auf einen Torfanteil von 10 % angestrebt. Bei Kultursubstraten in der gärtnerischen Produktion von Zierpflanzen und Stauden geht es um eine Reduktion auf einen Torfanteil von 50 % bis 2025 und auf 30 % bis 2030.”
Quelle: g-net.de
Beide Verbände wurden durch die positiven Ergebnisse des Modell- und Demonstrationsvorhabens TerZ zu diesem Schritt motiviert. Lesen Sie den gesamten Artikel hier:
Von Melanie Bank, Versuchszentrum Gartenbau Straelen, LWK Nordrhein-Westfalen
Getreu dem Motto „Immer wieder kommt ein neuer Frühling“ ist es auch im Projekt TerZ wieder so weit. Die Vermarktung der Frühjahrsblüher geht in der Modellregion West bereits dem Ende zu, die Ergebnisse der Frühjahrskulturen stehen somit fest.
Im Herbst 2021 wurden Viola cornuta als Trios im T 13 in drei Substrate mit unterschiedlichen Torfanteilen von 70 Vol.-% (Standard), 45 Vol.-% (torfreduziert) und 0 Vol.-% (torffrei) getopft.
Die Kultur wurde in allen drei Varianten mit einem umhüllten Langzeitdünger voll bevorratet. Durch die regelmäßigen Substratproben konnte gezeigt werden, dass das Nährstoffdepot an Stickstoff, zum Ende der Kulturzeit aufgebraucht wurden. Einen Unterschied bezüglich Entwicklung, Bewurzelung und Habitus konnte zwischen den Varianten nicht festgestellt werden.
Das torffreie Substrat wurde bereits im zweiten Jahr erfolgreich verwendet, weshalb der Gärtner die Kultur torffreier Viola in den nächsten Jahren ausweiten und die Kultur komplett auf dieses Substrat umstellen möchte.
Als weiteren wichtigen Vertreter der Frühblüher wurden in der Modellregion West Primeln (Primula vulgaris) im 9cm Topf begleitet. Auch hier wurden parallel drei Substrate verwendet. Im Laufe der langen Kulturzeit von ca. 18 Wochen ließen sich zwei Dinge beobachten.
Zum einen glichen sich die Nährstoffwerte, die zu Beginn der Kultur in den Substraten sehr unterschiedlich waren, zum Ende hin in allen Varianten immer weiter an. Hohe Kaliumverfügbarkeiten von knapp 400 mg/l K₂O wurden durch eine stickstoffbetonte Düngung nicht weiter erhöht. Die Entscheidung des letztes Jahres wurde hiermit bekräftigt, von einer kaliumbetonten auf eine stickstoffbetonte Düngung umzusteigen.
Zum anderen war zu sehen, dass die pH-Werte, trotz gleicher Düngegaben, sehr unterschiedliche Verläufe zeigten. Die beiden torfreduzierten Substrate I und II erwiesen sich mit einer Abweichung des pH-Wertes von 0,6 als stabiler als das Standard Substrat, das um bis zu 1,1 pH zum Startwert abwich.
Das Endergebnis bei den Primeln war in allen drei Substratvarianten sehr gut. Die Pflanzen im torfreduzierten Substrat I zeigten einen etwas kompakteren Aufbau, ansonsten konnten keine nennenswerten Unterschiede festgestellt werden.
TerZ in den Medien: Gärtnerei Rath im Bayrischen Rundfunk
Von Ronja Fritzsche (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf)
Das Thema Torfersatz wird zunehmend diskutiert und kommt auch beim Verbraucher ins Gespräch. In diesem Beitrag des bayerischen Rundfunks können Sie einen Einblick in einen am Projekt teilnehmenden Betrieb erhalten. Rudolf Rath stellt seinen Betrieb vor und berichtet von seinen Erfahrungen, weiterhin wird die Regionalkoordinatorin der Region Süd interviewt:
Im BR-Podcast “Besser leben” wird das Thema torffreie Erden beleuchtet. Auch hier gibt Herr Rath Tipps für den Verbraucher und es werden Hintergründe von Fr. Fritzsche (Regionalkoordinatorin, Modellregion Süd) erläutert:
Endbonitur bei den Frühjahrsblühern – Herr Klefer zeigt uns seine Violen
Von Katja Arndt (LVG Ahlem/Landwirtschaftskammer Niedersachsen) und Gerlind Hammann (LVG Heidelberg)
Die Gärtnerei Klefer aus Augustfehn hat auch die diesjährigen Frühjahrsblüher stärker torfreduziert im Rahmen von TerZ produziert.
Die Violen wurden in KW 41/ 2021 getopft und in einem Folientunnel produziert. Jede Sorte wurde in zwei Hälften geteilt, sodass die eine Hälfte im Standardsubstrat mit 20 Vol.-% Holzfaser auf der einen und die TerZ-Variante mit 35 Vol.-% Holzfasern, 10 Vol.-% Kokosmark und 5 Vol.-% Grüngutkompost auf der anderen Seite im Tunnel stand.
Die Endbewertung erfolgte am 02.03.2022 nach 20 Kulturwochen. Im Video zeigt uns Herr Klefer das Endergebnis im direkten Vergleich.
Maximal 50 Volumenprozent Torf im Substrat ist das Ziel des Modell- und Demonstrationsvorhabens, TerZ (Torfersatz im Zierpflanzenbau). Dieses Ziel wurde von den beiden Nordbetrieben Krebs Jungpflanzen und Gärtnerei Ablaß erreicht, die sich mittlerweile im dritten von vier Projektjahren befinden und die neuen Substrate nun fest in ihren Betrieb etablieren.
Der in Bexhövede ansässige Produktionsbetrieb Krebs Jungpflanzen produziert auf 12.000 m² Jungpflanzen, Rohware und fertige Kulturen. Zu den Schwerpunkten in der Produktion gehören Begonien, Pelargonien, Kräuter und Poinsettien. Die Endverkaufsgärtnerei Ablaß produziert mit einer Gesamtgewächshausfläche von 5500 m² und bietet ihren Kunden ein breites Sortiment an Beet- und Balkonpflanzen, Viola, Schnitt und vieles mehr.
Gern möchten Herr Ablaß und Herr Krebs Ihnen am 05.04.2022 die Türen ihrer Betriebe für ein praxisorientiertes Forum öffnen. Sie, als an der Substratumstellung interessierte Gärtner, sind herzlich eingeladen zu einem Rundgang durch beide Betriebe mit anschließendem „Schnack“ über den Einsatz stark torfreduzierter Kultursubstrate.
Selbstverständlich sind auch andere Branchenmitglieder herzlich eingeladen sich an der praxisorientierten Diskussion zu beteiligen und so zu einem umfassenden Austausch beizutragen.
Auch Frau Arndt, die Gesamtkoordinatorin von TerZ, wird vor Ort für Fragen zur Verfügung stehen und ihnen einen kurzen Überblick über das Projekt geben. Bei Kaffee und Kuchen sollte einem interessanten Austausch zum Thema Torfersatz in der Praxis nichts mehr im Wege stehen. Wir freuen uns auf Sie!
Die Veranstaltung wird unter Einhaltung der zu dem Zeitpunkt aktuell geltenden Hygienemaßnahmen durchgeführt. Wir bitten die Besucher einen entsprechenden 3G-Nachweis mitzubringen und auch weiterhin die AHA-Regeln zu berücksichtigen.
Diese Poinsettien wurden in einem TerZ-Praxisbetrieb im Rahmen des Projektes begleitet. Das Substrat enthält 50 Vol.-% Torf, 25 Vol.-% Holzfasern, 15 Vol.-% Perlite und 10 Vol.-% Ton und wurde von dem Betrieb im Vergleich zu seiner Standardkultur (60 Vol.-% Torfanteil) gleich gedüngt und bewässert. Im Film ist die Entwicklung während der Kulturdauer festgehalten und das Endergebnis kann sich sehen lassen!
Von Melanie Bank, Versuchszentrum Gartenbau Straelen, LWK Nordrhein-Westfalen
Weihnachten steht kurz bevor, was für unsere Demonstrationsbetriebe im Projekt TerZ bedeutet: Die Sterne sind fertig!
Ein Beispiel aus der Modellregion West zeigt, dass sich Weihnachtssterne (Euphorbia pulcherrima) in stark torfreduzierten Substraten erfolgreich kultivieren lassen. Hier sind mittlerweile nur noch 50 Vol.-% Torf im Standardsubstrat der Weihnachtssterne enthalten.
Auch die Produktion torffreier Poinsettien wurde parallel getestet, jedoch mit einigen Qualitätseinbußen. Es zeigte sich, dass in der Phase des Austriebs nach dem Stutzen eine Unterversorgung an Stickstoff vorherrschte. Dies ist durch die Festlegung von Stickstoff im Substrat zurückzuführen und war selbst mit zusätzlicher Kalksalpeterdüngung nicht mehr gänzlich aufzuholen. (Abb. 1) Ein zusätzlicher Befall von Trauermückenlarven in beiden Substraten wirkte sich negativ auf die Bewässerungs- bzw. Düngegaben aus, da hier die Intervalle vergrößert werden mussten, um die Substrate etwas trockener zu halten. Die Auswirkung der Stickstoffunterversorgung war, dass sich einige Triebe nicht optimal entwickeln konnten und die Brakteenanzahl somit verringert war.
Das stark torfreduzierte Substrat mit 50 Vol.-% Torfanteil hat zur vollsten Zufriedenheit des Gärtners funktioniert und wird auch in der kommenden Saison als Standardsubstrat wieder Verwendung finden.
Von der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Torffreies Gärtnern ist nicht nur unter Hobbygärtnern gefragt. Auch im Erwerbsgartenbau reduzieren die ersten Betriebe bewusst den Einsatz von Torf und leisten so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Der Profi-Gärtner Christoph Schönges zeigt, welchen Weg er dabei gegangen ist und teilt seine Erfahrungen beim Umstieg auf eine torffreie Produktion.
Am 09.11.2021 fand in der Gärtnerei Schliebener der erste Betriebs-informationstag für Gärtner statt, die an der Umstellung auf stärker torfreduzierte Substrate interessiert sind und sich einen praxisorientierten Erfahrungsaustausch zu diesem Thema wünschen.
Die Veranstaltung fand großen Anklang und wurde sowohl von zahlreichen Gärtnern und Gärtnerinnen, wie auch anderen Vertretern der Branche besucht, sodass ein lebhaftes Forum mit verschiedenen Perspektiven auf das Thema entstehen konnte. Der Austausch entwickelte sich nach dem Rundgang noch direkt im Gewächshaus zwischen den torfreduziert kultivierten Poinsettien, wo Herr Schliebener von seinen Erfahrungen mit diesen im Vergleich zu seinem Standardsubstrat berichtete. Durch die regelmäßigen Substratproben im Projekt stellte sich z.B. heraus, dass im Betrieb die Düngung durch das weiche Gießwasser mehr angepasst werden muss, um die abfallenden pH-Werte während der Kulturdauer abzufangen.
Als wesentlichen Unterschied zu seiner Standardkultur stellte er zudem fest, dass er die Düngung insgesamt um ca. 20 % erhöhen musste, da die Substrate allem Anschein nach nicht mehr so gut puffern wie es Substrate mit höheren Torfanteilen tun. Auch andere Betriebsleiter erzählten von ihren Erfahrungen mit verschiedenen torfreduzierten Substraten. Man war sich einig, dass eine schrittweise Absenkung des Torfanteils ein guter Weg zu einem stärker torfreduzierten Substrat sei und die Produktion in Substraten mit 50 Vol.-% Torfanteil in der Regel ohne größere Umstellungen der Kulturführung gut umsetzbar ist. Wichtig ist, nah an der Kultur zu bleiben, da das Substrat schneller mit Veränderungen bei pH- und Nährstoffwerten reagiert. „Zukünftig wird es nicht mehr das eine Substrat geben, sondern wir werden es mit vielen verschiedenen Substraten zu tun haben und müssen wieder mehr Gärtner sein.
Auch die Frage, wie die Endverbraucher mit den Substraten zurechtkommen werden, wurde diskutiert. Bisher waren die Erfahrungen der Teilnehmer, dass die Kunden ihre Aufmerksamkeit noch eher auf andere Umweltthemen, wie z.B. Insektenfreundlichkeit fokussieren und die Torfthematik bisher noch zu wenig bekannt ist. Hier war die Meinung, dass die Kunden dahingehend noch mehr informiert werden müssen und auch der praktische Umgang mit den Substraten zu Hause erst noch vom Kunden erlernt werden muss.
Daran, dass die Torfreduktion in den Substraten generell kommen wird, hatte von den Teilnehmern keiner Zweifel. „Wenn wir jetzt nicht handeln, wird uns die Politik dazu zwingen“ war ein O-Ton.
Da einige Substrathersteller vertreten waren, wurde auch das Thema der Rohstoffverfügbarkeit diskutiert. Die Hersteller gaben an, dass es bei steigender Nachfrage nach Torfersatz momentan sicher einige Engpässe geben würde, sich aber durch die steigende Nachfrage weitere Möglichkeiten eröffnen werden, neue Quellen für alternative Ausgangsstoffe zu generieren. Ein anwesender Berater sagte: „Wenn Torf nicht mehr da ist, wird sich hier ein Markt bilden“. Und selbst ein Hersteller sagte, dass Torf sich zum Nebenprodukt entwickeln wird. Unter anderem wurde über das Für und Wider von Gärresten diskutiert.
Selbstverständlich durfte in diesem Zuge auch nicht die Frage nach den Kosten fehlen. Besonders der anwesende Berater macht darauf aufmerksam, dass die steigenden Preise in vielen Bereichen im Gartenbau nicht immer nur durch Einsparungen ausgeglichen werden können. Betriebe müssen zukünftig ihre Preise erhöhen, um wirtschaftlich zu bleiben.
So gestaltete sich ein bunter und vielseitiger Austausch, wo Fragen aus der Praxis offen diskutiert wurden und der Eindruck entstand, dass die Gäste zufrieden abgereist sind.
Wenn auch Sie gern an solch einem Austausch im Rahmen des Projektes TerZ teilnehmen möchten, schauen Sie regelmäßig auf www.projekt-terz.de, wo die nächsten Termine veröffentlicht werden. Wir freuen uns auf Sie!
Von Anna-Victoria August, Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG)
Das LfULG lädt herzlich zur virtuellen Fachtagung „Poinsettien“ am 16. November 2021 ein!
Informieren Sie sich bei der Videokonferenz über eine nachhaltige und ressourcenschonende Kulturführung von Poinsettien. Verschiedene Vorträge berichten u.a. zu Möglichkeiten und Grenzen bei Weihnachtssternen oder auch deren torfreduzierte Produktion im Modell- und Demonstrationsvorhaben „TerZ“.
Neben der Kultur von Weihnachtssternen stehen mit der CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe und Pflanzenstärkungsmitteln zudem zwei aktuelle Themen auf dem Programm, die diskutiert werden sollen.
Deshalb: Herzliche Einladung! Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch!
Die Voranmeldung können Sie ab sofort über den folgenden Link vornehmen:
Über diesen Link können Sie auch noch kurz vor der Veranstaltung am Dienstag, 16.11.21 um 13:00 Uhr einsteigen. Die Teilnahme ist weiterhin kostenfrei.
Wenn der Link nicht funktioniert, kopieren Sie ihn bitte in Ihren Internetbrowser (Firefox, Edge, Chrome o.ä.) und starten Sie dort. Für die Anmeldung ist Ihr Name sowie eine E-Mail-Adresse erforderlich, die direkt nach der Videokonferenz wieder gelöscht werden. Es erfolgt keine Aufzeichnung.