Gärtnerei Krebs

Gärtnerei Krebs – Modellregion Nord

Interview mit Oliver Krebs am 13.07.2020.

Oliver Krebs

In der Beet- und Balkonsaison hat Herr Krebs ein Standardsubstrat mit 100% Torf und ein torfreduziertes Substrat mit 20% Holzfasern und 10% Rindenhumus verwendet. In der jetzt beginnenden Poinsettiensaison wird er mit einem Standardsubstrat arbeiten, welches bereits 15% Holzfasern, 10% Perlite und 10% Ton enthält und zum Vergleich ein 100% torffreies Biosubstrat testen. Dieses setzt sich zusammen aus 30% Rindenhumus, 30% Holzfasern, 15% Kokosfasern, 15% Kokosmark und 10% Ton.

Erzählen Sie kurz etwas über die Geschichte Ihres Betriebes
Der Betrieb wurde 1905 in Roitzsch im Kreis Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) gegründet. Damals wurden auf einem Hektar Ackerland, sowie in einigen Mistbeetkästen Zierpflanzen, Obst und Gemüse kultiviert und der Vertrieb lief hauptsächlich über den Wochenmarkt. Anfang der 1960er Jahre siedelte der inzwischen von meinem Großvater geführte Betrieb nach Bexhövede in eine Gärtnersiedlung um und begann unter Glas Hortensien, Cyclamen, Pelargonien und anderes zu kultivieren. In den 1970ern kam der Einstieg in die Jungpflanzenproduktion. Inzwischen produzieren wir immer mehr Rohware, die wir zu 50% an eigene Kunden und 50% an andere Abnehmer abgeben. Über die Jahre ist der Betrieb stetig weitergewachsen, sodass unser Betrieb inzwischen 40000 m² umfasst, von denen wir auf 12000 m² unter Glas produzieren.

Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Wir sind sehr flexibel. Wir machen keine Massenkulturen und versuchen immer etwas Besonderes in verhältnismäßig kleineren Mengen anzubieten. Seit ca. 15 Jahren sind wir für andere Jungpflanzenbetriebe Partner und übernehmen dort einen Teil der Produktion, z.B. Mutterpflanzenhaltung.

Wie war Ihre Einstellung vor dem Projekt zu Torfersatzstoffen? Was haben Sie darüber gedacht? (Anwendung, Kosten, etc.)?
Ich habe das bei anderen immer mit Interesse beobachtet und mir die Frage gestellt, ob das funktioniert. Bei den anderen schien es zu gehen, aber auch mit etwas mehr Aufwand verbunden zu sein. Darauf war ich dann auch eingestellt.

Haben sich bisher Befürchtungen oder Erwartungen erfüllt?
Bisher tatsächlich noch nicht. Wir hatten ja 30% Torfersatz in unserem ersten Vergleichssubstrat und ich hatte mit den Kulturen keinen Mehraufwand bisher. Die Ergebnisse haben mich am Ende auch überzeugt. Bei den Poinsettien mit der 100% torffreien Bioerde denke ich aber, dass es sicher aufwendiger wird.

Was sind Ihre Ziele hinsichtlich der Verwendung von Torfersatzstoffen in den nächsten 10 Jahren?
Solange genügend Torfersatzstoffe verfügbar sind, wollen wir den Torfersatz bei uns im Betrieb auf jeden Fall hochschrauben und das auch so an unsere Kunden vermarkten. Ich denke allerdings, dass die Rohstoffverfügbarkeit sicher ein Problem darstellen wird.

Pelargonium peltatum „Decora Red“ nach 15 Wochen Kultivierung. Links im Standard- und rechts im torfreduzierten Substrat. (Fotos: LVG Ahlem)

Gärtnerei Sporleder

Gärtnerei Sporleder – Modellregion Nord

Interview mit Johannes Sporleder am 01.07.2020. Als Standardsubstrat wird ein Substrat mit 10% Holzfasern verwendet. Das TerZ-Substrat enthält 15% Holzfasern und 15% Perlite.

Johannes Sporleder

Erzählen Sie kurz etwas über die Geschichte Ihres Betriebes
Anfang der fünfziger Jahre wurde der Betrieb als reine Gemüsegärtnerei von meinen Großeltern gegründet. Mein Vater und Onkel übernahmen den Betrieb in den siebziger Jahren und wandelten ihn in einen Zierpflanzenproduktionsbetrieb um. Dabei lief der Absatz anfangs fast ausschließlich über den Wochenmarkt. Zu Beginn der neunziger Jahre eröffneten sie das erste Ladengeschäft in Heyen, 1999 das nächste in Bad Münder und 2012 ein weiteres in Hehlen. Seit 2016 findet in Heyen nur noch die Produktion statt.

Auf einer Grundfläche von etwa 5000 m² produzieren wir jetzt ein breites Beet- und Balkonsortiment, Frühjahrsblüher und Weihnachtssterne.

Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Die Eigenproduktion. Beet und Balkon ist bei uns die stärkste Zeit. Aber wir haben auch eine starke Floristik und bieten seit 2016 verschiedene Services rund um die Pflanze an. Dazu gehören GaLa-Bau, Überwinterungsservice, Trauerfloristik und Grabpflege. Sämtliche Geschäftsbereiche sind dabei nach wie vor in Familienhand.

Wie war Ihre Einstellung vor dem Projekt zu Torfersatzstoffen? Was haben Sie darüber gedacht? (Anwendung, Kosten, etc.)?
Wir hatten nie etwas gegen Torfersatz. Das Arbeiten mit Torf war bisher halt immer sehr einfach, da er sich immer gleich verhält und gut berechenbar ist. Bei Torfersatzstoffen muss man dann genauer gucken, wie es sich mit der Wasserspeicherung und den Salzgehalten im Substrat verhält.

Haben sich bisher Befürchtungen oder Erwartungen erfüllt?
Wir haben ja jetzt mit 30% Torfersatz angefangen und das war kein Problem. Beim Gießen hat man es etwas gemerkt, dass das Substrat schneller abtrocknet und von den Kosten her ist es etwas teurer, aber nicht erheblich.

Die Poinsettien werden jetzt demnächst noch interessant. Da starten wir den Versuch direkt mit 50% Torfersatz.

Was sind Ihre Ziele hinsichtlich der Verwendung von Torfersatzstoffen in den nächsten 10 Jahren?

Ich glaube ganz vom Torf weg wird man es nicht schaffen, aber ich denke unser Standardsubstrat wird dann bei 50% Torfersatz liegen und bei Gemüse könnte ich mir vorstellen, dass wir das bis dahin komplett torffrei produzieren.

Foto: Pelargonium zonale “Diego” nach 12 Wochen Kultivierung in einem Substrat mit 30% Torfersatz
Team Sporleder in Hehlen

Gärtnerei Ablaß

Gärtnerei Ablaß – Modellregion Nord

Interview mit Katja und Uwe Ablaß. Sie haben mit einem Standardsubstrat mit 8% Ton und einem TerZ-Substrat mit 20% Holzfasern, 10% Rindenhumus und 5% Ton die Beet- und Balkonsaison bestritten.

Katja und Uwe Ablaß

Erzählen Sie kurz etwas über die Geschichte Ihres Betriebes

Meine Eltern gründeten den Betrieb 1957 in Bremerhaven und produzierten dort Nelken. 1967 zog der Betrieb hier nach Debstedt in eine Gärtnersiedlung. Die Produktion hat sich stetig weiterentwickelt und 1989 wurde der Betrieb nochmal weiter ausgebaut. Seit es den Pflanzenpass gibt vermarkten wir komplett alles nur noch über den eigenen Endverkauf. Dabei produzieren wir das meiste selber. Dazu gehören Beet- und Balkonsortiment, Schnitt, Stiefmütterchen, Hornveilchen und vieles mehr.

Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Unser breites Beet- und Balkonsortiment, der Schnitt und viele Stammkunden. Einige Kunden kommen extra von weit her, um bei uns einzukaufen. Auch unsere Erde zeichnet uns aus. Wir bieten unseren Kunden eine speziell dauergedüngte Erde an, bei der sie über die Saison nur noch gießen müssen und ein super Ergebnis erwarten dürfen.

Wie war Ihre Einstellung vor dem Projekt zu Torfersatzstoffen? Was haben Sie darüber gedacht? (Anwendung, Kosten, etc.)?
Wir hatten vorher schon mal mit der Kokosfaser experimentiert, fanden es aber nicht besser wie die Torffaser, bzw. gleichwertig. Die Einstellung war neutral. Wenn es einen Stoff gibt, der besser oder auch gleich gut funktioniert und den Torf ersetzen kann, dann nehmen wir den, aber nicht um jeden Preis. Es muss mit der Kultur passen.

Haben sich bisher Befürchtungen oder Erwartungen erfüllt?
Die Erwartungen waren, dass es harmlos und problemlos sein würde. Allerdings kämpfen wir jetzt mit sinkenden pH-Werten und erhöhtem Kontrollaufwand. Wobei das ohne die regelmäigen Proben vermutlich nicht aufgefallen wäre.

Was sind Ihre Ziele hinsichtlich der Verwendung von Torfersatzstoffen in den nächsten 10 Jahren?

Ich vermute, dass wir nicht ganz aus dem Torf rauskommen werden können. Sollten wir es aber schaffen bei 80 – 100% torffrei zu landen, wäre das schon schön.

Sanvitalien nach 11 Wochen Kultivierung. Links im Standard- und rechts im torfreduzierten Substrat. (Fotos: LVG Ahlem)

Gartenbaubetrieb Schönges

Gartenbaubetrieb Schönges (Floreco®) – Modellregion West

Der Familienbetrieb Gartenbau Schönges aus Korschenbroich ist Teil des TerZ-Projektes als Demonstrationsbetrieb in der Region West. Direkt im ersten Jahr wagten sie den großen Schritt zu torffreien Substraten… mit Erfolg! Einen Einblick in den Betrieb gibt uns Familie Schönges im Interview.

von links nach rechts: Christoph Schönges, Felix Schönges, Beate Schönges, Hannes Schönges.

Erzählen Sie kurz etwas über die Geschichte Ihres Betriebes
Unser Gartenbaubetrieb Schönges in Korschenbroich-Schlich ist ein familiengeführter Zierpflanzenbaubetrieb, der sich mit seiner konsequent nachhaltigen Ausrichtung seit seiner Gründung 1997 u. a. durch die kontinuierliche Investitionsbereitschaft für einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt einsetzt.  Seit der Übernahme haben wir den Betrieb in einem Vierjahresrhythmus ständig erweitert und modernisiert, immer mit dem Gedanken umweltschonend und umweltgerecht zu produzieren. Mittlerweile ist die Fläche auf 3,6 Hektar gewachsen, davon sind 2,1 Hektar geschützt.

Derzeit befinden sich unsere Söhne, Felix und Hannes Schönges, in der Ausbildung um den Familienbetrieb eines Tages weiter führen zu können. Nach einer kaufmännischen Ausbildung beginnt Felix nun ein Gartenbau-Studium, während Hannes eine Ausbildung zum Gärtner absolviert.

Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Uns ist es wichtig ein Gesamtkonzept zu haben. Dazu gehört:  Umweltgerechte Produktion & Vertrieb zu kombinieren. Engagement, Wettbewerbsfähigkeit, Naturschutz und höchste Qualität – das ist unser Ziel und zeichnet unsere Arbeit aus. Wir investieren stetig in zukunftsweisende und energiesparende Technologien, denn die Erneuerung und der Ausbau unserer Gärtnerei sind eine wichtige Investition in die Zukunft und sollen das Klima und die Umwelt schützen: Nachhaltigkeit steht bei uns an erster Stelle. Wie zum Beispiel: Während eine Abteilung zum Bewurzeln wärmer und feuchter gefahren wird, dient die zweite, kühler gehaltene Abteilung der Abhärtung. Mit verschiedenen Abteilungen bewirken wir, dass immer nur so viel Energie genutzt wird, wie auch benötigt wird. Durch die Abhärtungsphase sind die Pflanzen fester und kräftiger. Gezielt dazu gab es positives Kundenfeedback und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird so deutlich reduziert!

Wie war Ihre Einstellung vor dem Projekt zu Torfersatzstoffen? Was haben Sie darüber gedacht? (Anwendung, Kosten, etc.)?
Torf ist ein fossiler Rohstoff und eine endliche Ressource. Dadurch, dass er aus trockengelegten Mooren abgebaut wird, trägt seine Verwendung auch zum anhaltenden Lebensraumverlust vieler Arten und zur Schädigung des Klimas bei. Beim Abbau wird eines der gefährdetsten Ökosysteme zerstört. Denn nur intakte Moore können Kohlendioxid speichern und schützen dadurch unser Klima.

Auch hier ist es für uns sehr wichtig, dass wir zum Erhalt unseres natürlichen Lebensraumes beitragen und alternativ Produkte zum herkömmlichen Torf finden. Das Projekt „TerZ“ gibt uns eine sehr gute Möglichkeit, uns mit anderen Kollegen über Erfahrungen in der Produktion und Anwendung mit torfreduzierten und torffreien Substrate direkt auszutauschen.

Haben sich bisher Befürchtungen oder Erwartungen erfüllt?
Unsere Erwartungen haben sich bisher dadurch erfüllt, dass wir bereits seit einiger Zeit einige Versuche mit torfreduzierten und torffreien Substraten getestet haben, weshalb für uns der Erfahrungsaustausch mit den Mitgliedern vom Projekt „TerZ“ sehr hilfreich ist und zu neuen positiven Erkenntnissen führt. Es bestärkt uns, dass wir den richtigen Weg gehen.

Was sind Ihre Ziele hinsichtlich der Verwendung von Torfersatzstoffen in den nächsten 10 Jahren?
Die Torfgewinnung und Nutzung geht zu Lasten unseres Klimas. Unser persönliches Ziel ist es, immer mehr Pflanzen mit Torfersatzstoffen zu produzieren, damit wir für uns und die nächsten Generationen das Klima schützen können. Wichtig erscheint uns auch, dass unsere Auszubildenden mit der Thematik “Nachhaltigkeit” in ihrer Ausbildung konfrontiert werden.

Bracteantha in 65% torfreduziertem Substrat (Foto: Versuchszentrum Gartenbau Straelen)

Gärtnerei Klefer

Gärtnerei Klefer – Modellregion Nord

Dirk Klefer ist mit seiner Gärtnerei einer von 24 teilnehmenden Demonstrationsbetrieben. Im ersten Projektjahr produziert er in einem Substrat mit 25% Holzfasern und 10% gütegesicherten Substratkompost. Im Interview erzählt er, wie es ihm bisher im Projekt TerZ ergangen ist.

von links nach rechts: Dirk Klefer, Renate Klefer, Hermann Klefer, Mitarbeiterin Annika Stroers

Erzählen Sie kurz etwas über die Geschichte Ihres Betriebes
Der Betrieb wurde 1951 von meinem Großvater, Hermann Klefer, gegründet. 1974 übernahm mein Vater, Hermann Klefer jun., den Betrieb und ich jetzt seit 2016. Wir kultivieren auf 2700 m² Violen, Beet- und Balkonpflanzen, Heuchera und Herbstzauber. Heuchera und Herbstzauber werden auch indirekt vermarktet. Ansonsten vermarkten wir nur direkt. Wir haben 10 Angestellte, 3 Familienarbeitskräfte und 2 Azubis.

Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Wir sind „die Gärtnerei“ in Augustfehn, produzieren gute Qualitäten und sind Ansprechpartner vor Ort bei Blumenfragen. Unser Betriebsklima ist sehr familiär und wir sind immer bestrebt besser zu werden. Daher nehmen wir auch gerne an solchen Projekten, wie TerZ, teil. Zudem sind wir sehr umweltbewusst in unserem Handeln und der Produktion. Ein weiterer Grund für die Teilnahme an TerZ.
Unser Betrieb hat auch schon einige Auszeichnungen erhalten. Wir sind z.B. als 5-Sterne-Premium-Gärtnerei vom Bundesverband der Einzelhandelsgärtner ausgezeichnet worden und wurden 2019 von der Gemeinde Apen zum Betrieb des Jahres gekürt, worauf wir sehr stolz sind.

Wie war Ihre Einstellung vor dem Projekt zu Torfersatzstoffen? Was haben Sie darüber gedacht? (Anwendung, Kosten, etc.)?
Positiv. Torf ist endlich für den Gartenbau und wenn wir was für die Umwelt machen wollen, dann das. Wir arbeiten schon seit 5-6 Jahren mit Torfersatz. Bei Kokosfaser und künstlichen Torfersatzstoffen sträuben sich mir allerdings die Haare. Alles, was auch von weiter weg hertransportiert werden muss, ist für mich keine gute Option.

Haben sich bisher Befürchtungen oder Erwartungen erfüllt?
Ja, das Substrat trocknet wie erwartet schneller ab. Für die Gräser ist das positiv. Wir haben dadurch weniger Lebermoosbildung. Bei den anderen Pflanzen ist es nicht ganz so gut, wirkt sich aber bisher auch noch nicht besonders stark aus.

Was sind Ihre Ziele hinsichtlich der Verwendung von Torfersatzstoffen in den nächsten 10 Jahren?
Dranbleiben! Wir wollen möglichst weit mit dem Torfgehalt runtergehen. Wobei ich Torf an sich auch nicht verteufeln will, wenn er ordentlich abgebaut wird. Auch unser Marketing wollen wir dahingehend weiter verbessern. Ich merke wie der Trend besonders bei jungen Leuten in diese Richtung geht.

Carex brunnea nach 11 Wochen Kultivierung. Links in Substrat mit 35% Torfersatz, rechts im Standardsubstrat mit 25% Torfersatz
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