Torfersatzstoffe
Wie und worin unterscheiden sich torfreduzierte Substrate im Vergleich zu herkömmlichen, reinen Torfsubstraten?
Die Vielseitigkeit der Substrate ist aufgrund der verschiedenen Substratkomponenten und deren Mischungen höher als bei einem reinen Torfsubstrat. Abhängig von den Ausgangsstoffen, können die Eigenschaften des Substrates variieren. Zum Beispiel sind oft die Phosphat- und Kaliumgehalte bei komposthaltigen Substraten höher, was wiederum in der Düngung berücksichtigt werden sollte. Bei hohen Holzfaseranteilen steigt zum Beispiel das Risiko für Stickstoffimmobilisierungen. Die verschiedenen Eigenschaften der Substrate können auch nützlich sein für die Kulturführung. So können schneller abtrocknende Substrate einen positiven Effekt auf das Wurzelwachstum und einen geringeren Botrytis- oder Trauermückenbefall bewirken. Häufig schwanken Nährstoffgehalte und pH-Werte stärker, da die Substrate teilweise nicht mehr so gut gepuffert sind und schneller auf äußere Einflüsse reagieren. Allgemeine Aussagen, dass torfreduzierte Substrate teurer sind als reine Torfsubstrate, oder zum Beispiel häufiger bewässert werden müssen, sind jedoch nicht möglich. Darauf hat die Zusammensetzung des jeweiligen torfreduzierten Substrates einen wesentlichen Einfluss.
Antwort von Katja Arndt
LVG Hannover-Ahlem
Modellregion Nord
Was sind die gängigsten Torfersatzstoffe?
Zu den gängigsten Substratausgangsstoffen zählen vor Allem Holzfasern, Rindenhumus, Grüngutkompost, Kokosfaser, Kokosmark und Perlite.
Die Ausgangsstoffe unterscheiden sich teilweise stark in ihren Eigenschaften, wie z.B. Wasserhaltefähigkeit, Tendenz zur Stickstoffimmobilisierung oder pH-Wert.
Antwort von Michael Emmel
LVG Hannover-Ahlem
Modellregion Nord
Welche positiven und negativen Eigenschaften haben die einzelnen Torfersatzstoffe?
Was ist der Unterschied zwischen Kokosfasern und Kokosmark?
Beide Ausgangsstoffe sind Nebenprodukte, die während der Verwertung von Kokosnüssen entstehen. Kokosfasern werden aus der mittleren Samenschale der Kokosfrucht gewonnen. Beim Kokosmark handelt es sich um das Feinmaterial, fälschlicherweise auch „Cocopeat“ genannt, welches sich zwischen den Kokosfasern befindet.
Beide Ausgangsstoffe finden Verwendung als Torfersatzstoffe. Während die Kokosfaser vor Allem als grob strukturelle Komponente geschätzt wird und somit die Luftkapazität fördert, dient Kokosmark als Feinmaterial vor Allem der Förderung der Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanze.
Auch Kokoschips werden aus der mittleren Samenschale der Kokosnuss gewonnen, indem diese insgesamt in Stücke zerkleinert wird. Diese werden vornehmlich in groben Substraten, z.B. für Orchideen oder als Mulchmaterial verwendet.
Antwort von Michael Emmel
LVG Hannover-Ahlem
Modellregion Nord
Umstellung
Welche Punkte muss ich grundsätzlich bei der Substratumstellung auf stark torfreduzierte Substrate beachten?
Besprechen Sie vor der Umstellung das Vorhaben mit ihrem Substratanbieter, damit dieser ihnen ein für die geplante Kultur geeignetes Produkt anbietet. Kommunizieren Sie auch während und nach der Kultur Probleme und Erfolge mit Ihrem Substratlieferanten.
Bleiben Sie zunächst bei Ihrem bisherigen Management hinsichtlich der Nachdüngung und Bewässerung. Führen Sie die Kultur ganz normal, aber widmen Sie ihr (noch) mehr Aufmerksamkeit als sonst. Falls doch Probleme auftreten sollten, können Sie so rasch reagieren. Substratanalysen alle 3 Wochen sind hilfreich. Abweichungen bei der Pflanzenernährung lassen sich gut aussteuern. Mal einen Bewässerungsdurchgang mehr oder weniger zu geben, ist auch bei verschiedenen torfbasierten Substraten erforderlich und verursacht bei den heutigen Bewässerungssystemen keinen wirklichen Mehraufwand.
Durch die Umstellung auf torfreduzierte bzw. torffreie Substrate werden derzeit noch etwas höhere Substratkosten entstehen. Behalten Sie die im Blick und überlegen Sie, wie Sie diese an Ihre Kunden weitergeben können. Machen Sie dafür nach außen sichtbar, dass Sie in torfreduzierten bzw. torffreien Substraten produzieren.
Antwort von Dr. Stephan Wartenberg
LfULG Dresden-Pillnitz
Modellregion Ost
Worauf sollte man bei der Anwendung stärker torfreduzierter Substrate in der Kulturführung achten?
Je nachdem welche chemischen und physikalischen Eigenschaften der Torfersatzstoff bzw. die Ersatzstoffe mitbringen, muss gegebenenfalls die Düngung und Bewässerung angepasst werden. Dies kann sowohl die Wahl des Düngers, die Düngehäufigkeit und Konzentration, die Wasserqualität als auch die Bewässerungshäufigkeit betreffen.
Beispielsweise können (bereits geringe) Kompostanteile im Substrat den pH-Wert anheben sowie hohe Phosphat- und Kaliumgehalte ins Substrat bringen, die ggf. bei der Düngung zu berücksichtigen sind.
Dies ist nur ein Beispiel für eventuelle Umstellungen. Es empfiehlt sich, die Kulturen genau zu beobachten und substratanalytisch zu begleiten, da jedes torfreduzierte Substrat unterschiedliche Eigenschaften mit sich bringt, die je nach Charge stark variieren können.
Antwort von Ronja Fritzsche
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Welchen Einfluss können verschiedene Substratausgangsstoffe auf den pH-Wert-Verlauf im Substrat während der Kultur haben?
Der pH-Wert wird neben dem Gießwasser und der Düngung auch von den Substratausgangsstoffen beeinflusst. Rindenhumus z. B. kann den pH-Wert durch die enthaltenen Huminsäuren sehr gut sowohl nach oben als auch nach unten puffern, während Holzfasern keine Fähigkeit zur pH-Pufferung besitzen. Der pH-Wert in stark holzfaserhaltigen Substraten kann sich daher je nach Kulturbedingungen sehr rasch nach oben oder unten entwickeln, wobei der mikrobielle Abbau der Holzfaser einen pH-Anstieg verursacht. Komposte haben in der Regel höhere pH-Werte und enthalten zumindest gewisse Mengen an freiem Kalk, wodurch der pH-Wert während der Kultur tendenziell ansteigt.
Aufgrund der unterschiedlichen Einflüsse von Substratausgangsstoffen auf den pH-Wert im Kulturverlauf sollte man schauen, welche Komponenten in welchen Mengen im Kultursubstrat enthalten sind und daraufhin abschätzen, inwiefern eine Veränderung des Ausgangs-pH-Werts während der Kultur zu erwarten ist. Dementsprechend sollte z. B. die Art und Weise der Stickstoffdüngung angepasst werden.
Antwort von Dr. Dieter Lohr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Was beeinflusst den pH-Wert im Substrat?
Der pH-Wert ist ein Maß für die Konzentration der H+-Ionen im Substrat. Je höher diese ist, umso saurer ist das Substrat und umso niedriger ist der pH-Wert. Die H+-Ionen können durch die Reaktion mit basisch wirksamen Bestandteilen (z. B. Kalk oder von der Pflanzenwurzel ausgeschiedene OH–– bzw. HCO3–-Ionen) neutralisiert werden, sodass der pH-Wert steigt. Umgekehrt können H+-Ionen bei mikrobiellen Prozessen entstehen oder sie werden von den Pflanzenwurzeln ausgeschieden, wodurch der pH-Wert absinkt.
Der Einfluss des Gießwassers:
Weiches Wasser wie z. B. Regenwasser hat eine niedrige Karbonathärte (0-5 °dKH). Das bedeutet, dass im Wasser wenig HCO3– -Ionen enthalten sind, die H+-Ionen neutralisieren können. Bei der Verwendung eines solchen Gießwassers ist tendenziell mit einem Absinken des pH-Wertes zu rechnen. Umgekehrt werden durch Gießwässer mit einer hohen Karbonathärte (> 12 °dKH) sehr viele HCO3– -Ionen in das Substrat eingebracht, was einen Anstieg des pH-Wertes zur Folge hat. (Siehe hierzu auch das Video zur Gießwasserqualität)
Der Einfluss des Düngers:
Entscheidend für die pH-Wirkung eines Düngers ist in erster Linie die Form, in der der Stickstoff (Nitrat, Ammonium, Harnstoff/Carbamid) enthalten ist. Die Düngung mit Nitrat (NO3–) verursacht einen pH-Anstieg, während Ammonium (NH4+) sowie Harnstoff versauernd wirken. Allerdings sind diese Effekte nicht gleich stark. So wirkt Ammonium noch etwas stärker versauernd wie Harnstoff; der versauernde Effekt beider N-Formen ist aber deutlich ausgeprägter als die alkalisierende Wirkung durch Nitrat. Das heißt: Auch Dünger mit einem ausgeglichenen Ammonium-Nitrat-Verhältnis haben eine versauernde Wirkung.
Der Einfluss der Substratausgangsstoffe:
Substratausgangsstoffe unterscheiden sich erheblich in ihrem pH-Niveau und im pH-Pufferungsvermögen. Folglich variieren in Substraten je nach Zusammensetzung sowohl der Ausgangs-pH-Wert als auch die Fähigkeit, Veränderungen des pH-Wertes während der Kultur abfangen zu können. (Siehe hierzu FAQ Eigenschaften Torfersatzstoffe)
Der Einfluss von Zuschlagstoffen:
Eine Beimischung von Grobkalk ins Substrat kann einem Abfall des pH-Werts im Kulturverlauf entgegenwirken. Andersrum lässt sich durch eine Behandlung mit elementarem Schwefel ein zu hoher pH-Wert senken.
Der Einfluss der Pflanze: Pflanzen können über Wurzelausscheidungen den pH-Wert vor allem im wurzelnahen Bereich (Rhizosphäre) stark beeinflussen, um z. B. die Nährstoffverfügbarkeit zu erhöhen. Die Intensität der pH-Veränderung ist dabei pflanzenspezifisch unterschiedlich.
Antwort von Dr. Dieter Lohr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
An wen kann ich mich zur Unterstützung bei der Substratumstellung wenden?
Sie können sich an die Gartenbauberater wenden und ein Austausch mit Ihrem Substrathersteller ist sicher auch hilfreich. Auch viele Versuchsanstalten bieten umfangreiche Informationen und beraten Sie in einzelnen Fragen gerne. Im Hortigate finden Sie zusätzlich viele interessante Artikel, wo Sie sich über torfreduziert produzierte Kulturen informieren können.
Im Rahmen des TerZ-Projekts können Sie die Regionalkoordinatorinnen und Regionalkoordinatoren, sowie die Modell- und Demonstrationsbetriebe ansprechen. Hier sind auch einige Informationsveranstaltungen für an der Umstellung interessierte Betriebe geplant.
Antwort von Katja Arndt
LVG Hannover-Ahlem
Modellregion Nord
Begleitphänomene
Ich habe gehört, dass insbesondere bei Grüngutkompost häufig Probleme mit Unkrautsamen im Substrat auftreten. Führt Torfersatz zu einer höheren Belastung mit Unkraut?
Unkrautsamen können auf unterschiedlichen Wegen in verschiedene Substratausgangsstoffe gelangen. Bei Komposten enthalten die Ausgangsmaterialien möglicherweise keimfähige Samen oder austriebfähige Pflanzenteile. Daher kommt dem Kompostierungsprozess eine hohe Bedeutung zu. Durch ausreichend hohe Temperaturen und Einwirkzeiten wird das Material hygienisiert bzw. Keime und Unkrautsamen werden abgetötet. Solche Risiken können reduziert werden, wenn ausschließlich Substrate mit gütegesicherten Ausgangsstoffen, wie zum Beispiel Substratkompost mit RAL-Gütesicherung, verwendet werden. Dann führt Torfersatz auch nicht zu einer höheren Belastung mit Unkraut.
Antwort von Katja Arndt
LVG Hannover-Ahlem
Modellregion Nord
Ich habe gehört, dass die Verwendung von Rindenhumus, Kokosprodukten und Grüngutkompost zu hohen Kaliumgehalten im Substrat führen kann. Stimmt es, dass viele Pflanzen dann kompakter wachsen? Wenn ja, kann ich dadurch weniger Hemmstoff einsetzen?
Rindenhumus, Kokosprodukte und vor allem Grüngutkompost enthalten von Hause aus zum Teil erhebliche Kaliummengen, dementsprechend hoch sind die Kaliumgehalte in Substraten mit diesen Stoffen, wobei auf Grund der hohen Kationenaustauschkapazität insbesondere von Komposten und Rindenhumusprodukten auch deutlich höhere Kaliumgehalte akzeptiert werden können. Ein kompakteres Wachstum bei sehr hohen Kaliumgehalten ist eine Reaktion der Pflanze auf Salz- bzw. Wasserstress. Da hiermit ein erhebliches Kulturrisiko verbunden ist und die Stärke der Wuchshemmung kaum reguliert werden kann, ist es für die Praxis eher nicht zu empfehlen, hohe Kaliumgehalte als Hemmstoffersatz anzustreben. Vielmehr sollten Gärtner bei den genannten Stoffen auf nährstoffarme Chargen achten und zur Kontrolle des Längenwachstums auf eine trockene Kulturführung oder entsprechende Temperaturregelstrategien als Alternative zum Hemmstoffeinsatz zurückgreifen.
Antwort von Dr. Dieter Lohr und Prof. Dr. Elke Meinken
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Ja, Rindenhumus, Kokosprodukte oder Grünkompost bringen als Torfersatzstoffe häufig höhere Kaliumgehalte mit. Sie sollten aber nur in solchen Anteilen in den Substraten eingesetzt werden, dass der Kaliumgehalt in der Mischung nicht zu hoch wird. Mehr als 300 mg K2O je Liter Substrat sind kritisch zu beurteilen. Das könnte sonst beim Kulturstart problematisch werden und wäre eine Verschwendung von Ressourcen. Eine wesentliche Verringerung des Bedarfes an Wachstumsreglern ist da noch nicht zu erwarten. Wird über die Nachdüngung Kalium im Substrat gezielt weiter angereichert, können Wachstumshemmungen erzielt werden. Ob das umweltfreundlicher als eine sachgerechte Anwendung chemischer Wachstumsregler ist, sei dahingestellt.
Antwort von Dr. Stephan Wartenberg
LfULG Dresden-Pillnitz
Modellregion Ost
Grobkalk kann ins Substrat eingemischt werden, um einer Absenkung des pH-Werts auch im späteren Kulturverlauf entgegenzuwirken. Würde es für die Substrathersteller Sinn machen, die Körnung des Kalks noch gröber zu gestalten, um die Pufferung des Substrats gegenüber einer pH-Wert-Absenkung noch weiter herauszuziehen, damit dieser Effekt auch bei langen Kulturzeiten noch zum Tragen kommt?
Nein, das ist keine gute Idee. Wenn der Grobkalk in einer noch gröberen Körnung vorliegt, dauert es zu lange bis der Kalk auf die pH-Wert-Absenkung „reagiert“ und den pH-Wert wieder anhebt bzw. ein weiteres Absinken verhindert. Hier ist stattdessen die Empfehlung, von vornherein mehr Grobkalk mit der Körnung von etwa 0,2-1 mm ins Substrat einzumischen, um ein größeres Depot und somit eine längere pH-stabilisierende Wirkung zu erzielen. Grobkalk wirkt im Übrigen erst bei pH-Werten unter 6 bis 6,5. Das heißt: Es ist eine Absicherung gegenüber einem pH-Abfall, die Gefahr eines unerwünscht starken pH-Anstiegs besteht auch bei größeren Grobkalkmengen nicht.
Antwort von Dr. Dieter Lohr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Vor allem bei komposthaltigen Substraten können die pH-Werte deutlich höher liegen als bei Torfsubstraten.Wie bewerten Sie den Einsatz von Schwefel als Zusatzstoff im Substrat, um einen zu hohen pH-Wert in einen guten Bereich zu bringen?
Grundsätzlich ist die Absenkung des pH-Wertes mittels elementarem Schwefel eine effektive Maßnahme, den pH-Wert abzusenken. Allerdings handelt es sich dabei um einen mikrobiellen Prozess, der sich anders als bei der Kalkung kaum steuern lässt. Zudem gibt es bei einer Überdosierung kein Halten nach unten. Wird zu viel Schwefel verwendet, kann der pH-Wert sehr schnell in Bereiche absinken, die zu massiven Pflanzenschäden führen. Daher ist eine Schwefelanwendung zur pH-Absenkung als gärtnerische Maßnahme nicht zu empfehlen, sondern sie sollte im Vorfeld durch den Substratlieferanten erfolgen. Wenn man trotzdem eine Schwefelgabe im Betrieb plant, sollte eine Netzschwefel-Suspension verabreicht werden, da pulverförmiger Schwefel (Schwefelblüte) sich nur sehr schwer in das Substrat einmischen lässt und grobe Schwefelprodukte (Granulat, Linsen) zu langsam wirken. Auf eines ist im Zusammenhang mit der Schwefelanwendung noch hinzuweisen: Bei der mikrobiellen Umsetzung des elementaren Schwefels entsteht als Endprodukt CaSO4 (vulgo Gips), der bei der Bestimmung des Salzgehalts im Wasserextrakt miterfasst wird. Da Gips aber aus Sicht der Pflanze keine Rolle spielt, sollte bei schwefelbehandelten Substraten die Salzgehaltsbestimmung nicht im Wasser- sondern im Gipsextrakt durchgeführt werden. Dies ist separat zu beauftragen.
Antwort von Dr. Dieter Lohr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Düngung und Bewässerung
Verändert sich die Düngung mit dem Einsatz von torfreduzierten Substraten?
Nicht unbedingt, aber erhöhte Aufmerksamkeit ist geboten. Mit der Düngung ist bei dieser Frage sicher die Nachdüngung gemeint. Die Grund- und Vorratsdüngung muss der Substrathersteller an die von ihm eingesetzten Rohstoffe anpassen. Einige der Torfersatzstoffe werden vor ihrem Einsatz in den Substraten in dieser Hinsicht konfektioniert. Ziel ist dabei die Minimierung der Nährstoffdynamik insbesondere hinsichtlich des Stickstoffs. Je besser das gelingt, desto weniger Umstellung ist bei der Nachdüngung notwendig.
Bei den meisten Kulturen wird die Nachdüngung als Bewässerungsdüngung oder wöchentliche Nachdüngung realisiert. Diese hat in der Regel den größeren Einfluss auf das Pflanzenwachstum als die Grunddüngung. Die Nachdüngung sollte wie bei torfbasierten Substraten an den Pflanzenbedarf angepasst sein, es kann also grundsätzlich wie bisher verfahren werden.
Die Nährstoffdynamik, auch der konfektionierten Torfersatzstoffe, hängt jedoch auch von einer Reihe weiterer Faktoren ab, die nicht vollständig zu kontrollieren sind. Hohe Sommertemperaturen wirken anders auf diese mikrobiellen Prozesse als niedrige Wintertemperaturen. Die Wasserqualität, die pH-Entwicklung oder auch der Feuchtegrad beziehungsweise die Durchlüftung des Substrates sind weitere Einflussgrößen auf die Nährstoffdynamik.
Während der Kultur ist also dem Ernährungszustand der Pflanzen entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen. Wöchentliche Bestandskontrollen und Substratanalysen aller 3 Wochen helfen, Ernährungsprobleme rechtzeitig zu erkennen und durch eine veränderte Nachdüngung auszusteuern.
Antwort von Dr. Stephan Wartenberg
LfULG Dresden-Pillnitz
Modellregion Ost
Verändert sich die Bewässerung mit dem Einsatz von torfreduzierten Substraten?
Torf zeichnet sich durch eine sehr hohe Wasserspeicherung aus, die von keinem der als Ersatz verwendeter Zuschlagsstoff erreicht wird. Es könnte bei torfreduzierten Substraten zu häufigeren Bewässerungen kommen. Auch in reinen Torf- oder Torf/Tonsubstarten kann die Bewässerungshäufigkeit variieren. Wichtig ist also auch hier die regelmäßige Bestandskontrolle.
Antwort von Barbara Degen
LVG Heidelberg
Modellregion Süd-West
Hat mein Gießwasser Einfluss auf die Kultur in stärker torfreduzierten Substraten?
Ja, unbedingt! Die Gießwasserqualität ist neben dem Substrat und der bedarfsgerechten Düngung ein Hauptfaktor für eine erfolgreiche Kulturführung. Bei torfreduzierten Substraten kann es schon bei Kulturbeginn durch verschiedene Zuschlagsstoffe zu höheren pH-Werten und Salzgehalten zu kommen.
Um eine mögliche Festlegung der Spurennährstoffe, wie z.B. Eisen zu vermeiden, sollten die pH-Werte während der Kultur nicht weiter steigen. Die Karbonathärte des Gießwassers hat einen entscheidenden Einfluss auf den pH-Wert des Substrats. Bei Verwendung von hartem Gießwasser, kann der pH-Wert ansteigen. Weiches Wasser birgt die Gefahr, dass der pH-Wert zu stark absinkt.
Die Messung des EC-Wertes gibt Aufschluss über den Gesamtsalzgehalt des Gießwassers. Je höher der EC Wert eines Wassers, desto höher der Anteil der gelösten Salze (Ionen) im Wasser. Hat das zur Verfügung stehende Gießwasser einen niedrigen EC-Wert, ist bei der Umstellung auf torfreduzierte Substrate kaum ein Problem zu erwarten.
Es ist also wichtig bei den regelmäßig zu machenden Substratanalyen auf Veränderungen im Salzgehalt und pH-Wert zu achten.
Antwort von Barbara Degen
LVG Heidelberg
Modellregion Süd-West
Kann ich Kalium-Dünger während der Kultur einsparen, weil die Substratmischung durch den enthaltenen Substratkompost bereits viel Kalium enthält?
Ja, wobei man in der Regel nicht nur Kalium sondern auch Phosphat einsparen kann. Beim Kalium gibt es diesbezüglich überhaupt keine Probleme, da Kalium nicht in organische Verbindungen eingebaut wird und auch keine schwerlöslichen Verbindungen eingeht. Man kann die Kaliumdüngung im Grunde solange komplett sein lassen bis das CAT-lösliche Kalium im Substrat je nach Düngeverfahren (Intervall oder Bewässerungsdüngung) auf 100 bis 200 mg/l runter ist und erst dann wie bei einem Torfsubstrat mit der Kaliumdüngung anfangen. Schwieriger ist es bei Phosphor, da sich hier die Verfügbarkeit über die Zeit ändert, aber letztendlich kann man die Düngung genauso am CAT-löslichen Phosphat ausrichten. Bei mehr als 75 mg Phosphat/l braucht man nicht zu düngen. Vorsichtig sollte man dann nur mit den Spurenelementen sein, da sie diese ja über den Mehrnährstoffdünger mit appliziert werden.
Antwort von Dr. Dieter Lohr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Wie sehen Sie den Einsatz von Kalkmilch als Notfallmaßnahme, wenn der pH-Wert bereits in einen kritischen Bereich abgesackt ist?
Ich würde solch eine Ad-Hoc-Maßnahme nur im äußersten Notfall durchführen, da sie auch einige Risiken birgt. Durch das Ausbringen von oben auf die Kultur bildet sich im Topf ein pH-Gradient. Das heißt: Oben im Topf ist der pH-Wert dann möglicherweise schon bei 7, während er weiter unten vielleicht noch 5,5 beträgt. Das Ergebnis dieser Maßnahme ist schwer kontrollierbar und kann zu Schäden an der Kultur führen. Grundsätzlich ist durch nachträgliches Abbrausen dafür zu sorgen, dass keine Kalkrückstände auf den Blättern verbleiben. Daher ist es besser, von vornherein regelmäßig den pH-Wert im Substrat zu messen und rechtzeitig, z. B. durch die Anpassung der Stickstoffdüngung, einer unerwünschten Veränderung entgegenzuwirken.
Antwort von Dr. Dieter Lohr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Substratproben
Wie nehme ich eine Substratprobe?
Um eine repräsentative Probe zu erhalten, sollten mindestens 10 Töpfe beprobt werden. Die Vorgehensweise bei der Probenahme, hängt unter anderem von der Topfgröße und dem Bewässerungssystem ab. Bei kleinen Topfdurchmessern (bis etwa 9 cm) empfiehlt es sich ganze Töpfe zu entnehmen, den Topfballen zu zerreißen, das Probenmaterial gut zu vermischen und die benötigte Menge für die Analyse zu entnehmen. Bei größeren Töpfen (Durchmesser zwischen 10 bis 14 cm) kann nach Austopfen der Pflanzen aus dem Topfballen ein Keil mit einem Messer herausgeschnitten oder mit dem Daumen herausgedrückt werden. Bei sehr großen Töpfen bzw. Containern hat sich die Verwendung eines Bohrstocks bewährt. Dieser sollte bis zum Boden des Containers reichen. Werden die Pflanzen über Ebbe-Flut bewässert, muss zudem der oberste Bereich der Substratschicht vor der Entnahme der Probe entfernt werden, da sich hier mit der Zeit große Salzmengen anreichern können und gleichzeitig die Pflanzen diesen Bereich nur wenig durchwurzeln. Es würde daher zu einer Überschätzung der verfügbaren Nährstoffvorräte kommen.
Antwort von Dr. Dieter Lohr und Prof. Dr. Elke Meinken
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Wie oft sollten Substratproben genommen werden?
Grundsätzlich sollten sie von jeder frisch angelieferten Substratcharge eine Eingangsprobe nehmen. Wenn das Substrat von der Anlieferung bis zur Verwendung mehr als 4 bis 8 Wochen im Betrieb liegt, empfiehlt sich vor allem bei stärker torfreduzierten Substraten sowie solchen mit Langzeit- oder organischen Düngern kurz vor Verwendung eine weitere Probe analysieren zu lassen. Wie häufig während der Kultur Proben genommen werden sollten, hängt vom Substrat und der Kultur ab. Grundsätzlich ist es ratsam, insbesondere zu Kulturbeginn regelmäßigen Abständen Proben zu entnehmen. Gerade bei stark holzfaserhaltigen Substraten können sich die N-Gehalte in den ersten 2 bis 4 Wochen stark verändern. Im späteren Kulturverlauf wird diese Dynamik in der Regel geringer. Hier richtet sich der Zeitpunkt der Probenahme vor allem nach der Entwicklung der Kultur. Bei einigen Kulturen – z.B. Poinsettien und Chrysanthemen – geht die Stickstoffaufnahme mit Beginn der Blüteninduktion stark zurück. Eine Analyse zu diesem Zeitpunkt kann für eine rechtzeitige Anpassung der Düngung hilfreich sein. Grundsätzlich sollte eine Analyse nicht erst gemacht werden, wenn man an der Pflanze Auffälligkeiten bemerkt. Zu diesem Zeitpunkt ist das Kind meist schon in den Brunnen gefallen.
Antwort von Dr. Dieter Lohr und Prof. Dr. Elke Meinken
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Muss ich, wenn ich eine Substratprobe einschicken möchte, bei der Probenahme auf etwas Bestimmtes achten?
Die Probenahme ist entscheidend für die Qualität des Analysenergebnisses, da Fehler, die hierbei gemacht werden, später nicht mehr ausgeglichen werden können. Das beginnt bereits bei der Auswahl der Pflanzen die beprobt werden. Diese müssen repräsentativ für den Bestand sein. Die verwendeten Geräte und Behälter müssen sauber sein und dürfen keine Stoffe an die Probe abgeben. Die Probenbeutel sollten sich sicher aber reversibel verschließen lassen und mit einem wasserfesten Stift leserlich beschriftet werden. Enthält das Substrat einen kunststoffumhüllten Langzeitdünger, ist dies auf dem Probenbegleitschreiben unbedingt zu vermerken. Nach der Entnahme sollten die Proben so schnell wie möglich an das Labor geschickt werden. Müssen sie die Proben kurzfristig lagern, tun sie das im Kühlschrank bei 2 bis 4 °C. Dies ist besonders wichtig bei Substraten mit mineralischen Langzeit- oder organischen Düngern sowie bei hohen Holzfaseranteilen, da sich ansonsten durch mikrobielle Aktivität die Nährstoffgehalte ändern können. Die Probenmenge richtet sich nach dem gewünschten Analysenumfang. Für eine normale chemische Analyse (pH, Salz- und Hauptnährstoffgehalte) reicht in etwa 1 Liter. Sollen weitere Untersuchungen (Brutversuch, Keimpflanzentest, Unkrauttest oder physikalische Eigenschaften) durchgeführt werden, sind z.T. deutlich größere Probenmengen notwendig. In diesem Fall sollten sie mit dem Labor Rücksprache halten.
Antwort von Dr. Dieter Lohr und Prof. Dr. Elke Meinken
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Wo kann ich Substratproben hinschicken?
Oft bieten die Substrathersteller Ihren Kunden an für Sie Substratproben zu analysieren. Auch Hersteller von Düngern machen teilweise diesen Service. Die Proben können aber auch an eine LUFA (Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt) oder andere Labore, die entsprechende Untersuchungen anbieten, geschickt werden. Ebenso können die Analysen über einen Gartenbauberater in Auftrag gegeben werden.
Antwort von Katja Arndt
LVG Hannover-Ahlem
Modellregion Nord
Wo finde ich Hilfe bei der Interpretation von Analyseergebnissen?
Meist können Sie sich an die Institution wenden, wo sie die Substratanalyse in Auftrag gegeben haben und dort eine Einschätzung zu den Ergebnissen einholen. Auch Gartenbauberater helfen Ihnen bei der Interpretation.
Antwort von Katja Arndt
LVG Hannover-Ahlem
Modellregion Nord
Wie kann man den Tongehalt in einem Substrat von kg/m³ in Vol.-% umrechnen?
Eine exakte Umrechnung ist nicht möglich, da zum einen die Rohdichte unterschiedlicher Tone schwanken kann. Hier spielt vor allem die Form des eingemischten Tons (Tonmehl, Tongranulat, Feuchtton) eine wichtige Rolle. Zudem addieren sich die Volumina verschiedener Substratbestandteile nicht einfach. Das Volumen einer Substratmischung ist insbesondere dann kleiner als die Summe der Volumina der verwendeten Komponenten, wenn sich die Rohdichten oder Korngrößen stark unterscheiden. Überschlagsweise ist eine Umrechnung aber möglich. Die Tabelle zeigt den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Mengenangaben für Substrate mit 30 kg/m³, 30 Gew.-% bzw. 30 Vol.-% Ton.
Eingemischte Tonmenge | umgerechnet in kg/m³ | umgerechnet in Gew.-% | umgerechnet in Vol.-% |
---|---|---|---|
30 kg/m³ | 30 | 8-12 | 2-4 |
30 Gew.-% | 75-115 | 30 | 5-15 |
30 Vol.% | 225-450 | 60-90 | 30 |
Antwort von Dr. Dieter Lohr und Prof. Dr. Elke Meinken
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Wenn die Ergebnisse einer Substratanalyse einen hohen Phosphorgehalt zeigen, kann man sich dann auf dieses Ergebnis verlassen, unabhängig vom pH-Wert? Oder könnte es sein, dass die Phosphormenge, die tatsächlich pflanzenverfügbar ist, aufgrund des pH-Werts im Substrat niedriger ausfällt?
Das kommt darauf an, nach welchem Verfahren die Analyse durchgeführt wurde. In Deutschland sind für die Phosphatbestimmung zwei Verfahren üblich: Zum einen die CAT- und zum zweiten die CAL-Methode. Beim CAT-Verfahren, bei dem als Extraktionsmittel eine Mischung aus CaCl2 und einem Chelator (DTPA) verwendet wird, erfolgt die Extraktion ungefähr beim aktuellen pH-Wert des Substrats. Dadurch zeigt das CAT-Verfahren die derzeit pflanzenverfügbare Phosphormenge im Substrat sehr gut an. Wenn sich innerhalb der folgenden Kulturwochen der pH-Wert im Substrat allerdings ändert, kann dies einen Einfluss auf die Phosphatverfügbarkeit haben.
Beim CAL-Verfahren wird dagegen mit einer auf pH 4,1 gepufferten Acetat-Lactat-Lösung gearbeitet. Dadurch wird mehr Phosphat gelöst als der Pflanze aktuell zur Verfügung steht. Dieses mehr an Phosphat kann aber durchaus zeitnah pflanzenverfügbar werden. Man bekommt mit dem CAL-Verfahren daher eine Aussage über die potentiell pflanzenverfügbare Phosphatmenge.
Beim CAL-Verfahren wird grundsätzlich immer ein höherer Phosphorgehalt angezeigt als beim CAT-Verfahren, wobei der Unterschied mit steigendem pH-Wert sowie zunehmendem Tongehalt im Substrat in der Regel größer wird. Grundsätzlich sind beide Verfahren für die Praxis geeignet. Wichtig ist, dass bei der praktischen Umsetzung der Ergebnisse von Substratanalysen auf Phosphor darauf berücksichtigt wird, welches Verfahren Verwendung fand – dies ist auf dem Analysenbefund mit vermerkt – und dass zur Interpretation die methodenspezifischen Richtwerte herangezogen werden.
Antwort von Dr. Dieter Lohr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Was kann ich tun, um möglichst schnell einen Eindruck zu bekommen, in welchem Bereich sich der pH-Wert meiner Kulturen derzeit befindet?
Am sichersten ist immer eine Substratanalyse in einem Labor Ihres Vertrauens. Um sich schnell einen Eindruck zu verschaffen, können Sie aber auch selbst eine Messung vor Ort vornehmen. Hierfür gibt es pH-Wert-Messgeräte von verschiedenen Anbietern. Preislich bewegen sie sich meist im niedrigen dreistelligen Bereich. An der HSWT, sowie dem LfULG Dresden-Pillnitz wurden z. B. gute Erfahrungen mit Geräten der Firmen STEP Systems GmbH und Stelzner/Pronova gemacht. Die Elektroden der pH-Wert-Messgeräte sind allerdings recht empfindlich. Man muss diese stets vorsichtig verwenden. Außerdem erfordern sie eine regelmäßige Pflege.
Manche Elektroden können direkt in die Töpfe gesteckt werden, wobei es sich zur Schonung der Elektroden empfiehlt, zunächst beispielsweise mit einem Pikierstab ein Loch vorzubohren. Man kann aber auch aus ein wenig Substrat und destilliertem Wasser oder CaCl2-Lösung(kommt den Laborwerten näher) eine Suspension machen und darin den pH-Wert messen. Die Messung in einer Suspension ist schonender für die Elektrode, da diese durch enthaltene Sandpartikel z. B. bei komposthaltigen Substraten nicht so leicht beschädigt wird wie bei direktem Einstechen in den Topf. Die Elektroden müssen von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden, da sie altern. Dies erkennt man daran, dass es immer länger dauert bis sich ein stabiler Messwert einstellt. Bei fachgerechter Handhabung kann man sie auch bei häufiger Verwendung aber durchaus bis zu zwei Jahre nutzen.
Antwort von Dr. Dieter Lohr
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Betriebswirtschaft
Was macht die betriebswirtschaftliche Begleitung (TerZ-BWL)?
Ergänzend zu den kulturtechnischen Untersuchungen findet im TerZ-Projekt eine betriebswirtschaftliche Begleitung statt, die die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Substratumstellung untersucht. Diese wird vom Institut für Gartenbau (IGB) der Hochschule Weihenstephan Triesdorf (HSWT) durchgeführt.
Hierbei erfolgt eine produktionsbegleitende Realerfassung der Kulturdaten in allen teilnehmenden Demonstrationsbetrieben sowie die anschließende Analyse und Bewertung der ermittelten Kulturkosten.
Im Fokus der Betrachtung steht die Analyse von Kosten und Leistungen bei ausgewählten Kulturen in herkömmlichen Substraten im Vergleich zur Produktion in stark torfreduzierten Kulturverfahren. In diesem Zusammenhang werden auch mögliche Absatz- und Erlösunterschiede beider Verfahren untersucht.
Das Ziel der betriebswirtschaftlichen Begleitung ist es, aussagekräftige Erkenntnisse über die kulturspezifischen Kosten bei einem real begleiteten Umstieg auf stark torfreduzierte Kultursubstrate im Zierpflanzenbau zu gewinnen und die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Substratumstellung im Rahmen des TerZ-Modell- und Demonstrationsvorhabens einzuschätzen und darzustellen.
Antwort von Anette Stadler
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Wie werden die betriebswirtschaftlichen Daten erfasst und ausgewertet?
Um die wirtschaftlichen Auswirkungen einer Umstellung auf stark torfreduzierte Kultursubstrate im Zierpflanzenbau einschätzen zu können, müssen die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse einer Kultur im Ausgangssubstrat mit selbiger Kultur im torfreduzierten Substrat verglichen werden.
Hierfür werden die jeweiligen kulturspezifischen Kosten von den TerZ-Demonstrationsbetrieben vor Ort kulturbegleitend in zwei zur Verfügung gestellten Softwareprogrammen erfasst. Zum einen erfolgt die Dokumentation der Arbeitszeit im Betriebs-Tagebuch BeTa, wobei entscheidend ist, wer was wann wie lange bei welcher Kulturvariante durchgeführt hat.
Zum anderen dient das Anbauplanungsprogramm Grünplan neben der Ermittlung des Flächenzeitwertes zur detaillierten Aufzeichnung aller Direktkosten wie Jungpflanzen, Kulturgefäße, Substrat etc. sowie der Energiekosten und der Marktleistung.
Die so erhobenen Datensätze werden nach dem Abverkauf von der betriebswirtschaftlichen Begleitung eingesammelt, auf ihre Vollständigkeit und Plausibilität geprüft und die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse mithilfe des entwickelten Kulturkosten-Berechnungsmodells einzeln berechnet.
Anschließend werden jedem teilnehmenden TerZ-Demonstrationsbetrieb die entsprechenden einzelbetrieblichen Ergebnisse übermittelt und erläutert. Parallel dazu findet auf Projektebene die Aggregation aller Einzelergebnisse statt, sprich es folgt nun die statistische Auswertung in Form einer explorativen Datenanalyse.
Antwort von Anette Stadler
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Welche Kriterien eignen sich zur Beurteilung der betriebswirtschaftlichen Ergebnisse unterschiedlicher Kulturen und Kulturverfahren im direkten Vergleich?
Um mögliche Unterschiede bei Kosten und Leistungen ausgewählter Kulturen in herkömmlichen Substraten im Vergleich zur Produktion in stark torfreduzierten Kulturverfahren herauszuarbeiten, stützt sich die betriebswirtschaftliche Datenauswertung im TerZ-Projekt größtenteils auf die Teilkostenrechnung und somit auf Deckungsbeitragskennzahlen.
Der Fokus liegt hierbei auf den drei TerZ-Haupt-Ergebnisgrößen Kultur-Flächenproduktivität, Kultur-Arbeitsproduktivität und Kultur-Netto-Beitragskoeffizient, weil aus diesen Werten wichtige Schlussfolgerungen bezüglich der wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit von Kulturen und Kulturverfahren abgeleitet werden können. Die Grundlage der Berechnung der Ergebnisgrößen bildet jeweils der Deckungsbeitrag; die entsprechenden Bezüge werden durch den Flächenzeitwert, den Arbeitszeitaufwand und die Marktleistung hergestellt.
Darüber hinaus erfolgt die Berechnung von Preisuntergrenzen, die weitere Anhaltspunkte für die Analyse und Interpretation der Ergebnis-Differenzen bei der Substratumstellung liefern. Aus ihnen lässt sich ableiten, ob sich, und wenn ja, in welchem Umfang, die Preise im Absatz für eine zufriedenstellende Kostendeckung – je nach Kulturverfahren – unterscheiden müssen.
Antwort von Prof. Dr. Stefan Krusche
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Was versteht man unter Kultur-Produktivitäten und welche Bedeutung haben diese für unternehmerische Entscheidungen?
Die wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit von Kulturen, die für einen direkten Vergleich sowohl im Ausgangssubstrat als auch in einem torfreduzierten/torffreien Substrat kultiviert wurden, lässt sich über die Ergebnis-Differenzen der Kultur-Flächenproduktivität, Kultur-Arbeitsproduktivität und des Kultur-Netto-Beitragskoeffizienten ermitteln.
• Kultur-Flächenproduktivität (Kultur-FP)
Bei der Kultur-FP wird der Deckungsbeitrag einer Kultur ins Verhältnis zum Flächenzeitwert (wie lange eine Kultur auf welcher Fläche in welchem Abstand steht) gesetzt:
• Kultur-Arbeitsproduktivität (Kultur-AP)
Bei der Kultur-AP wird der Deckungsbeitrag einer Kultur ins Verhältnis zum Arbeitszeitbedarf (die direkt einer Kultur zurechenbaren Arbeitskraftstunden) gesetzt:
Bei den Kultur-Produktivitäten handelt es sich im Ergebnis um relative Deckungsbeiträge. Nur die relativen Deckungsbeiträge erlauben einen echten Vergleich der Vorzüglichkeit von Kulturen (oder Kulturverfahren/-varianten), da sie den Deckungsbeitrag ins Verhältnis zu dem benötigten Einsatz an Ressourcen setzen.
Betriebswirtschaftlich gesehen vorzüglich ist die Kultur (oder Kulturverfahren/-variante), die den höheren Deckungsbeitrag bezogen auf den Einsatz der knappsten Ressource (die knappsten Produktionsfaktoren im Topfpflanzenanbau: Produktionsfläche und Arbeitskraft) hat.
• Kultur-Netto-Beitragskoeffizient (Kultur-NBK)
Zudem aussägekräftig für einen direkten Vergleich von zwei in unterschiedlichen Substraten produzierten Kulturen ist der Kultur-NBK, der die Wertschöpfung einer Kultur je Euro Erlös abbildet und bei dem der Deckungsbeitrag einer Kultur ins Verhältnis zur jeweils erzielten Marktleistung (Anzahl der tatsächlich verkauften Pflanzen x durchschnittlicher Verkaufserlös/Pflanze) gesetzt wird:
Der Kultur-NBK gibt Aufschluss über den Einsatz an Direktkosten bei einer Kultur und bewegt sich zwischen 0 und 1. Je näher der Koeffizient an 1 ist, desto verhältnismäßig höher fällt die Wertschöpfung einer Kultur bezogen auf die eingesetzten Direktkosten aus. Im direkten Vergleich ist demnach, rein wirtschaftlich betrachtet, die Kultur (oder Kulturverfahren/-variante) mit dem höheren Kultur-NBK vorteilhafter.
Der Deckungsbeitrag ist in der Kostenrechnung das wesentliche Kriterium für die Anbauwürdigkeit einer Kultur und dient als Grundlage zur Berechnung der drei beschriebenen TerZ-Haupt-Ergebnisgrößen. Hierbei werden die unmittelbar einer Kultur zurechenbaren variablen Kosten von der Marktleistung abgezogen:
Da in der gärtnerischen Praxis eine Entscheidung für oder gegen eine Kultur (oder ein Kulturverfahren/-variante) in den meisten Fällen nicht ausschließlich aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen wird bzw. werden kann, ist immer eine umfassende und übergeordnete betriebsindividuelle Betrachtung von essentieller Bedeutung.
Die betriebswirtschaftlichen Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem TerZ-Projekt zeigen sehr deutlich, dass – neben den betriebswirtschaftlichen Kennwerten einer einzelnen Kultur – weitere Kriterien eine wichtige Rolle spielen, wenn es um unternehmerische Entscheidungen hinsichtlich einer Umstellung auf torfreduzierte bzw. torffreie Substrate geht. Dies sind einerseits Strukturmerkmale wie Standort, Betriebsgröße, Produktpalette, Mitarbeiterstruktur, Absatzwege, etc. sowie andererseits auch pflanzenbauliche Besonderheiten und individuelle Kulturbedingungen.
Antwort von Prof. Dr. Stefan Krusche und Anette Stadler
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Warum sind im Kontext der Torfreduzierung die Preisuntergrenzen wichtig?
Elementar für einen direkten Vergleich von zwei in unterschiedlichen Substraten produzierten Kulturen ist die Berechnung der Preisuntergrenzen (PUG), da sich aus dem Sonderangebotspreis (SAP) und dem Vollen Preis (VP) ableiten lässt, ob sich und wenn ja, in welchem Umfang, die Preise im Absatz für eine zufriedenstellende Kostendeckung – je nach Kulturvariante – unterscheiden müssen.
• Sonderangebotspreis (SAP)
Mit dem SAP werden alle Einzelkosten einer Kultur, also die Summe aller einer Kultur zurechenbaren Kosten abgedeckt. Diese Preisuntergrenze muss im Absatz erzielt werden, um die Einzelkosten dieser Kultur zu erwirtschaften.
• Voller Preis (VP)
Bei Berechnung des VP werden zusätzlich zur Summe aller einer Kultur zurechenbaren Kosten, also aller Einzelkosten, auch anteilig die nicht zurechenbaren Kosten, die Gemeinkosten, über einen Verteilungsschlüssel berücksichtigt.
Grundsätzlich sollte für jede Kultur eines Betriebes mindestens der SAP erzielt werden, um die dieser Kultur zurechenbaren Kosten abzudecken. Mittel- bis langfristig müssen für einen gesunden und zukunftsfähigen Betrieb auch die Gemeinkosten mit dem Erlös aus dem Absatz aller Kulturen abgedeckt werden, damit alle im Betrieb anfallenden Kosten, die nicht den Einzelkosten zugerechnet werden können, erwirtschaftet werden.
Die Gemeinkosten sind einzelnen Kulturen in den meisten Fällen nicht direkt zurechenbar und umfassen Kosten für Fuhrpark, Gewächshäuser, Lagerhallen, sonstige Betriebsgebäude, fixe Arbeitskosten, Steuern, Versicherungen, Zinsen, Bürobedarf, Buchführungs- u Beratungskosten, Abfallbeseitigung, Werbung, Vermarktungsgebühren, Ausfallaufschläge, kalkulatorische Aufschläge, etc.
Die Ermittlung der Gemeinkosten erfolgt unter Zuhilfenahme von Jahresabschlussdaten (ausgewählte Positionen aus der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und der Bilanz). Da sich dies in der Praxis häufig als schwierig erweist, besteht im Rahmen des TerZ-Projekts für die Demonstrationsbetriebe die Möglichkeit, am Betriebsvergleich 4.0 des Zentrums für Betriebswirtschaft (ZBG) teilzunehmen (www.bv-gartenbau.de) und mit den dort erzeugten Kennzahlen über TerZ-BWL die jeweiligen Gemeinkosten des Betriebes und dadurch den betriebsindividuellen Vollen Preis der im Projekt begleiteten Kulturen berechnen zu lassen.
Antwort von Prof. Dr. Stefan Krusche und Anette Stadler
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Wenn ich meine Kulturen auf torfreduziertes bzw. torffreies Substrat umstelle, wieviel mehr pro Pflanze müsste ich dafür bekommen?
Die Gestaltung des Verkaufspreises (VK) erfolgt aus betriebswirtschaftlicher Sicht mittels Vollkostenrechnung, bei der neben den unmittelbar einer Kultur zurechenbaren Kosten auch die Gemeinkosten (*) – also alle im Betrieb anfallenden Kosten, die nicht den Einzelkosten zugerechnet werden können – ermittelt werden.
(Siehe hierzu auch FAQ: „Warum sind im Kontext der Torfreduzierung die Preisuntergrenzen wichtig?“)
Nach Auswertung von über 400 Nachkalkulationen ausgewählter Zierpflanzenkulturen im Rahmen des TerZ-Projekts und anschließender betriebs- und kulturübergreifender explorativer Analyse konnte eine große Streuung bei den Kulturdaten und infolgedessen auch bei den Ergebnissen – selbst bei ein und derselben Kultur – festgestellt werden. Daher sind mit Blick auf die VK-Preisgestaltung pauschale Aussagen wie ein grundsätzlich höherer VK-Preis von z. B. plus 10% aufgrund vielfältiger betriebsindividueller Unterschiede nur schwer zu treffen. Es hat sich gezeigt, dass der tatsächlich benötigte VK-Preis je nachdem gleich, geringer, leicht höher oder deutlich höher liegen kann.
Auffällige betriebsindividuelle Unterschiede konnten nicht nur aufgrund von Strukturmerkmalen wie Absatzweg, Betriebsgröße, Modernisierungsgrad, Produktionsumfang etc. beobachtet werden. Auch differierende pflanzenbauliche Besonderheiten wie die spezifische Kulturführung oder individuelle Kulturbedingungen hatten einen merklichen Einfluss. Nicht zuletzt wiesen betriebswirtschaftliche Faktoren eine große Bandbreite an sehr unterschiedlich ausgeprägten internen Personalkosten- oder Direktkosten-Strukturen, wie z. B. Beschaffungskosten für Material oder Kosten für Energie, auf.
Für die Ermittlung des jeweils tatsächlich benötigten VK-Preises ist demnach eine detaillierte Kenntnis über die betriebsindividuelle Kostenstruktur einzelner Kulturen und Betriebe entscheidend. Dies gilt im Übrigen für alle Kulturen – unabhängig von der Substratwahl. Nur eine einzelbetriebliche Kulturkostenkalkulation (**) stellt daher die zweckmäßige Grundlage für die Gestaltung eines die Gesamtkosten deckenden bzw. Gewinn bringenden Verkaufspreises dar.
(*) Die Ermittlung der Gemeinkosten für die Berechnung des Vollen Preises lässt sich unter Zuhilfenahme ausgewählter Positionen aus der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und der Bilanz durchführen. Hierfür ist eine Teilnahme am Betriebsvergleich 4.0 des Zentrums für Betriebswirtschaft (www.bv-gartenbau.de) hilfreich, da mit den dort erzeugten Kennzahlen der einzelbetriebliche Gemeinkostenanteil sowie der individuelle Betriebsdurchschnittslohn ermittelt werden können.
(**) In Kürze wird TerZ-BWL die Beta-Version eines Online-Tools zur Kulturkostenkalkulation (3k-basic) zur Verfügung stellen.
Antwort von Prof. Dr. Stefan Krusche und Anette Stadler
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Mit welchen Mehrkosten ist bei der Umstellung auf stark torfreduzierte Substrate zu rechnen?
Allgemeingültige Aussagen zu möglichen Mehrkosten bei einer Umstellung auf stark torfreduzierte Substrate sind aufgrund vielfältiger betriebsindividueller Unterschiede praktisch kaum zu treffen. Grundsätzlich kann diese Frage nur einzelbetrieblich und auf Kulturebene beantwortet werden, was eine detaillierte Kenntnis über die betriebsindividuelle Kostenstruktur einzelner Kulturen, die im direkten Vergleich sowohl in einem torfreduzierten als auch im als Standard verwendeten Ausgangssubstrat kultiviert wurden, voraussetzt.
Denn wie die Auswertung und Analyse der über 400 Nachkalkulationen ausgewählter Zierpflanzenkulturen, die mittels der in den Demonstrationsbetrieben erfassten TerZ-BWL-Daten berechnet wurden, gezeigt hat, weisen die Kulturdaten und infolgedessen auch die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse eine große Streuung auf – selbst bei ein und derselben Kultur.
Aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist daher nur eine betriebsindividuelle Kulturkostenkalkulation beider Substratvarianten im direkten Vergleich als aussagekräftige Entscheidungshilfe zweckmäßig.
Hierfür steht für die Berechnung der wichtigsten Ergebnisgrößen im Topfpflanzenanbau ab sofort das Kulturkosten-Kalkulations- und Simulations-Tool K.basic kostenlos zur Verfügung unter: www.projekt-terz.de/terz-bwl
Antwort von Prof. Dr. Stefan Krusche
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Sind torfreduzierte Substrate teurer?
Diese Frage ist nicht mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten, da die Preise für die Substrate von einer Vielzahl von Faktoren abhängen (Liefermenge, Substratzusammensetzung, spezielle Kundenanforderungen), nicht nur vom Grad der Torfreduzierung.
Daher gibt es auf Grund der jeweiligen kundenspezifischen Rahmenbedingungen sowohl zwischen verschiedenen Lieferanten als auch bei ein und demselben Lieferanten erhebliche Preisunterschiede.
Beim Vergleich der Substratpreise, die im TerZ-Projekt von den teilnehmenden Betrieben erfasst wurden, konnten aus den Kulturjahren 2020 bzw. 2021 (Einführungs- und Optimierungsphase) folgende Daten erhoben werden: Der Preis (netto) schwankte je nach Betrieb, Lieferant und Kulturengruppe zwischen 30,67 € bzw. 30,17 € und 77,31 € bzw. 72,00 € und lag im Mittel bei 47,00 bzw. 47,33 € je cbm Substrat.
Die Schwankungen zwischen den Betrieben sind insofern erheblich und deutlich größer, als die Schwankungen innerhalb eines Betriebes zwischen zwei alternativen Substraten. Allerdings zeigen sich auch dort Unterschiede:
In mehr als der Hälfte der Fälle (in 2020: 64,2 % bzw. in 2021: 85,3 %) waren die torfreduzierten Substratvarianten im Vergleich zu den standardmäßig verwendeten Substraten teurer (im Mittel plus 6,8 % in 2020 bzw. plus 9,3 % in 2021, mit Maximum plus 30,4 % in 2020 bzw. plus 25,20 % in 2021).
Identische Substratkosten für das Ausgangssubstrat und das torfreduzierte Substrat fanden sich in beiden Substratvarianten bei 19,8 % (2020) bzw. 2,1 % (2021) Fällen.
Bei einigen Betrieben und Kulturen (2020 in 16,0 % bzw. 2021 in 12,6 % aller Fälle) war das torfreduzierte Substrat preiswerter (um bis zu 18,9 % in 2020 bzw. 11,5 % in 2021 günstiger, im Mittel bis zu 11,7 % in 2020 bzw. bis zu 2,3 % in 2021) als das vom Betrieb als Standard verwendete Substrat.
Antwort von Prof. Dr. Stefan Krusche
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Wie reagiere ich als Produzent auf höhere Substratkosten beim TerZ-Substrat im Vergleich zu meinem bisherigen Substrat?
Aus den TerZ-BWL-Daten lassen sich drei wichtige Aspekte herauslesen:
1. In vielen Fällen hat die Umstellung auf stärker torfreduzierte Substrate in den TerZ Betrieben zu einer (leichten) Erhöhung der Direktkosten geführt, verursacht vor allem durch die oft höheren Kosten der stärker torfreduzierten Substrate im Vergleich zu den bislang als Standard verwendeten Substraten.
2. Häufig war bei den Sätzen mit stärker torfreduzierten Substraten ein erhöhter Arbeitszeitbedarf zu beobachten.
3. Die durchschnittlichen Erlöse, die für die Sätze im torfreduzierten und im als Standard verwendeten Substrat erzielt wurden, unterschieden sich nur in Ausnahmefällen. Im Wesentlichen wurden in beiden Substratvarianten die gleichen Verkaufserlöse erzielt.
Diese Punkte lassen erwarten, dass mit einer Verwendung torfreduzierter Substrate eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Ergebnisse im Vergleich zum Standard einhergeht.
Allerdings ist festzuhalten, dass sich diese Aspekte hinsichtlich der wirtschaftlichen Bewertung der Sätze im Terz-Projekt nicht durchgängig in geringeren Werten bei der Kultur-Flächenproduktivität oder Kultur-Arbeitsproduktivität niedergeschlagen haben, da sie vor allem von den Effekten der Kultursicherheit (Kulturdauer, Flächenbedarf, Ausfälle) überlagert wurden.
Insofern lautet eine wichtige Schlussfolgerung aus TerZ-BWL:
Eine gute Kultur- und Betriebsführung mit fehlerfreier, termingerechter Produktion und geringen Ausfällen kann (in gewissen Umfang) Faktorpreiserhöhungen kompensieren, gegebenenfalls sogar überkompensieren, und stellt daher die wesentliche Voraussetzung für eine wirtschaftlich erfolgreiche Umstellung auf torfreduzierte und/oder torffreie Substrate dar.
Wie gelingt mir als Produzent eine fehlerfreie, termingerechte Produktion mit geringen Ausfällen?
Zum einen durch gärtnerisches Knowhow mit exzellenter Kulturführung, andererseits mit Hilfe von Kulturverfahren und Produktionsprozessen, die unter wirtschaftlichen Aspekten optimiert sind.
Mit Blick auf wirtschaftlich optimierte Kulturverfahren und Produktionsprozesse kann die gartenbauliche Betriebswirtschaft einen wesentlichen Beitrag leisten, indem in Betrieben, die torfreduziert oder torffrei kultivieren oder kultivieren wollen, systematisch Verbesserungsmöglichkeiten identifiziert und umgesetzt werden. Im Kontext der Torfminderungsstrategie handelt es sich hierbei vor allem um den Materialverbrauch, den Arbeitseinsatz und die Prozessgestaltung der Kulturverfahren. Ansatzpunkte für ein systematisches Vorgehen liefern diesbezüglich die Erkenntnisse und Methoden der Ergonomie, insbesondere mit Blick auf die Gestaltung der Arbeitsorganisation und hier vor allem die Werkszeuge und Prinzipien der schlanken Produktion (Produktion im Sinne von LEAN).
Antwort von Prof. Dr. Stefan Krusche
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Betriebswirtschaftliche Begleitung
Nachhaltigkeit
Macht es Sinn, Holzfaser und Rindenhumus als Torfersatzstoffe zu verwenden, obwohl Holz als Rohstoff in Zukunft immer gefragter wird, zum Beispiel durch die Energiewirtschaft oder die Bauwirtschaft? Wie schätzen Sie die Verfügbarkeit verschiedener Torfersatzstoffe in Zukunft ein?
Ja, es macht Sinn. Holzfaser und Rindenhumus werden seit Jahrzehnten erfolgreich als Substratausgangsstoffe eingesetzt. Sie gehören momentan zu den am häufigsten verwendeten Torfersatzstoffen. Es ist sinnvoll, diese Stoffe in den derzeit zur Verfügung stehenden Mengen zu nutzen und die stoffliche gegenüber der energetischen Nutzung der Rohstoffe weiter auszubauen. Die zukünftige Entwicklung der Rohstoffverfügbarkeiten lässt sich nicht genau absehen. Sollte es hier zu Engpässen kommen, wird die Substratindustrie Alternativen suchen und anbieten. Die Flexibilität ist sowohl beim Hersteller der Substrate als auch beim Anwender gefragt.
Antwort von Katja Arndt
LVG Hannover-Ahlem
Modellregion Nord
Wie ist es mit der Nachhaltigkeit von Reisspelzen und Kokosprodukten im Vergleich zu Torf?
Einen Überblick über die Nachhaltigkeit von unterschiedlichen Substratkomponenten im Vergleich zu Torf geben zwei Studien aus den Jahren 2012 und 2015 (QUANTIS, 2012 und Eymann et al., 2015). Im Hinblick auf die Klimawirkung schneiden sowohl Reisspelzen als auch Kokosprodukte deutlich besser ab als Torf. Der lange Transportweg bei Kokosprodukten schlägt hierbei bei weitem nicht so stark zu Buche wie oft vermutet wird und die in Deutschland verwendeten Reisspelzen stammen in der Regel nicht aus Asien, sondern kommen fast ausschließlich aus Norditalien. Bezogen auf die gesamte Umweltwirkung ändert sich das Bild bei Kokosprodukten allerdings deutlich. Bedingt vor allem durch den sehr hohen Süßwasserbedarf für die Aufbereitung schneiden Kokosprodukte deutlich schlechter ab als Torf. Reisspelzen sind hingegen auch in dieser Hinsicht Torf überlegen. Einschränkend ist allerdings zu sagen, dass die in Norditalien verfügbaren Mengen an Reisspelzen begrenzt sind und sich das Bild ändern könnte, wenn diese zukünftig ebenfalls aus Asien importiert werden sollten.
Antwort von Dr. Dieter Lohr und Prof. Dr. Elke Meinken
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Modellregion Süd
Sonstiges
Wie können Moorbeetkulturen wie zum Beispiel Callunen torfreduziert oder gar torffrei produziert werden? Ist dies überhaupt möglich?
Nach den bisherigen Erfahrungen der gartenbaulichen Versuchsansteller funktioniert eine Torfreduktion von 50% in den meisten Moorbeetkulturen sehr gut und ohne größere Veränderungen in der Kulturführung. Meist wird dabei Torf durch Holzfasern oder Kokosprodukte ersetzt. Dies gilt auch für die Callune, die pH-Werte (CaCl2) unter pH 4 bevorzugt. Diese Erfahrungen konnten auch im Projekt TerZ bestätigt werden.
Eine darüberhinausgehende Torfreduktion ist auch möglich, bedingt aber eine genaue Kenntnis der Gießwasserwerte, eine an die Substratzusammensetzung angepasste Düngung und Bewässerung sowie eine regelmäßige Kontrolle der wichtigsten Parameter im Substrat.
Anwort von Andrew Gallik und Melanie Bank
Versuchszentrum Gartenbau Straelen
Modellregion West