Die LVG Heidelberg stellt sich vor

Die staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für den Gartenbau Heidelberg (LVG Heidelberg) hat die Aufgabe praxisnahe Versuchsarbeit für den Gartenbau zu betreiben sowie in Aus- und Fortbildung Nachwuchs und Führungskräfte auf ihre Aufgaben vorzubereiten. Dazu kommen regelmäßig Sonderaufgaben im Umweltbereich.       
Sie wurde am 1. Oktober 1952 gegründet. Der Lehrbetrieb wurde mit der einjährigen Fachschule am 7. Januar 1954 aufgenommen. Die LVG Heidelberg untersteht der Dienst- und Fachaufsicht des Ministeriums Ländlicher Raum, Baden-Württemberg (MLR) und teilt sich heute in den Fachbereich Bildung und Ökologie sowie Gartenbauliches Versuchswesen.                


Im Versuchswesen der LVG Heidelberg werden insbesondere umweltschonende und energieeinsparende Fragestellungen bearbeitet. Einen Schwerpunkt hierbei stellen praxisnahe Versuche zum Torfersatz in Kultursubstraten dar. Bereits in den 90er Jahren wurde an der LVG Heidelberg federführend das Konzept ‘Kontrollierter umweltgerechter Zierpflanzenbau’ erstellt. In Folge war sie Mitglied im Gutachterausschuss zur Vergabe des ‘Grünen Zertifikats’. Seit 1998 beschäftigt sich die LVG mit der Thematik „Anbau von Zierpflanzen nach ökologischen Richtlinien“. Im Mittelpunkt stehen dabei  Versuche zu torfreduzierten Bio-Substraten, organischen Bevorratungs- und Flüssigdüngern sowie der Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln.       

 
Seit 2009 arbeitet die LVG intensiv in der Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen mit und führt zusammen mit dieser Interessensgemeinschaft und der Ökomene seit 2011 die gemeinsame Jahrestagung „Bio–Zierpflanzen & Kräuter, Nachhaltiger Gartenbau“ in Heidelberg durch.


Neben langjähriger Erfahrung in der Forschung von Torfersatzstoffen, hat sich die LVG Heidelberg besonders durch ihre digitale Ausrichtung und der Nutzung neuer Medien im Schulwesen sowie in der Projektarbeit einen Namen gemacht. So nutzt zum Beispiel die Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen das Learning Management System OLAT (Online Learning And Training) der LVG Heidelberg. Als Wissens- beziehungsweise Informationsdatenbank und Kommunikationszentrale (E-Mail, Chat oder virtuelle Diskussionsplattform) verbindet die Lernplattform alle Mitglieder der Anbaugemeinschaft auch über weite Distanzen hinweg.                 


Dieses erfolgreiche System hat die LVG Heidelberg auch dem Projekt TerZ zur Verfügung gestellt und somit neben der Betreuung der teilnehmenden Betriebe der Region Süd-West, die Aufgabe des Wissenstransfers innerhalb des Modell- und Demonstrationsvorhabens übernommen. Die Aufgabe Wissenstransfer umfasst dabei zum Einen die interne Projektvernetzung z.b. durch regelmäßige Videokonferenzen mit Projektpartnern und -teilnehmern, als auch die Repräsentation des Projektes nach Außen.

Das Projektteam der LVG Heidelberg (links im Bild), die fünf Projektteilnehmer der Modellregion Süd-West sowie die Gesamtkoordinatorin und die BWL-Begleitung während des ersten Projekttreffens

Im Profil: Die LVG Hannover-Ahlem

Die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau Ahlem ist 1893 als Israelitische Gartenbauschule gegründet worden. Der Standort der ehemaligen Israelitischen Erziehungsanstalt und der Israelitischen Gartenbauschule kann somit auf ein über 125-jähriges Bestehen zurückblicken. Seit 1955 ist die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau ein Institut der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Als Kompetenzzentrum Zierpflanzen im Rahmen der Norddeutschen Kooperation im Versuchs- und Beratungswesen werden hier Versuche im Zierpflanzenbau koordiniert und durchgeführt. Die LVG Ahlem ist der Ansprechpartner für Zierpflanzengärtner in fünf Bundesländern (Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt).

Die LVG Ahlem ist eine Forschungseinrichtung, die über jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der gärtnerischen Kultursubstrate zurückblickt. Daraus resultiert ein umfangreiches Expertenwissen zur Verwendung unterschiedlich zusammengesetzter Substrate im Zierpflanzenbau und eine entsprechend hohe Qualifikation der Mitarbeiter. Ein Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Beurteilung verschiedener Substratausgangsstoffe aus pflanzenbaulicher Sicht sowie auf der Begleitung der Entwicklung neuer Ausgangsstoffe. In mehreren Projekten ist in der Vergangenheit an Stoffen gearbeitet worden, die als Torfersatz dienen können.

Neben dem direkten Kontakt zu den Gartenbaubetrieben in Norddeutschland und im gesamten Bundesgebiet, wird der Austausch mit den Beratungseinrichtungen als Multiplikatoren gepflegt. Daher ist die Funktion der regionalen Koordination für die Modellregion Nord bei der LVG Ahlem gut aufgehoben. Dort werden fünf Zierpflanzenproduktionsbetriebe bei der Umstellung auf torfreduzierte Substrate direkt vor Ort begleitet und in Form von Beratung und Substratprobennahme unterstützt.

Auch für die Substratindustrie sowie für die entsprechenden Verbände, wie der Zentralverband Gartenbau, der Industrieverband Garten oder die Gütegemeinschaft Substrate, ist die Einrichtung ein wichtiger Ansprechpartner. In dem Bereich der Kultursubstrate besteht somit ein enges Netzwerk, durch das die LVG Ahlem als Gesamtkoordinator für das Projekt besonders prädestiniert ist. Hier werden die Fäden der einzelnen Regionen zusammengeführt und überregionale Projektbelange gebündelt und gesteuert.

Prof. Dr. Beßler

Der Posten der Projektleitung ist mit Prof. Dr. Bernhard Beßler, dem Leiter des Geschäftsbereiches Gartenbau der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der LVG Ahlem, besetzt. Prof. Beßler blickt auf langjährige Erfahrung in der Leitung und Koordination von Projekten und Arbeitskreisen zurück. Aktuell ist er als Sprecher des niedersächsischen Torfersatzforums tätig, was sich besonders gut mit der Arbeit im Projekt „TerZ“ ergänzt.

Michael Emmel

Michael Emmel ist seit über 15 Jahren der Experte zum Thema Substrate und Torfersatzstoffe an der LVG Ahlem. Er untersucht kontinuierlich die verschiedenen Substrate und ihre Komponenten in Praxisversuchen und bildet in den verschiedenen Arbeitskreisen und Ausschüssen ein wichtiges Bindeglied, um das Wissen in diesen Bereichen für die gesamte Branche voran zu bringen.

Katja Arndt

Die ausführende Kraft in der Praxis ist Katja Arndt, die als MSc. Gartenbau mit Motivation, Begeisterung und Berufserfahrung in verschiedenen Sparten ein vielfältiges Wissen zur optimalen Umsetzung des Projektes mitbringt. Die Belange der Betriebe können durch ihre Doppelfunktion als Regional- und Gesamtkoordinatorin so auf kurzem Wege praxisnah im Projekt umgesetzt werden.

Gärtnerei Klefer

Gärtnerei Klefer – Modellregion Nord

Dirk Klefer ist mit seiner Gärtnerei einer von 24 teilnehmenden Demonstrationsbetrieben. Im ersten Projektjahr produziert er in einem Substrat mit 25% Holzfasern und 10% gütegesicherten Substratkompost. Im Interview erzählt er, wie es ihm bisher im Projekt TerZ ergangen ist.

von links nach rechts: Dirk Klefer, Renate Klefer, Hermann Klefer, Mitarbeiterin Annika Stroers

Erzählen Sie kurz etwas über die Geschichte Ihres Betriebes
Der Betrieb wurde 1951 von meinem Großvater, Hermann Klefer, gegründet. 1974 übernahm mein Vater, Hermann Klefer jun., den Betrieb und ich jetzt seit 2016. Wir kultivieren auf 2700 m² Violen, Beet- und Balkonpflanzen, Heuchera und Herbstzauber. Heuchera und Herbstzauber werden auch indirekt vermarktet. Ansonsten vermarkten wir nur direkt. Wir haben 10 Angestellte, 3 Familienarbeitskräfte und 2 Azubis.

Was zeichnet Ihren Betrieb aus?
Wir sind „die Gärtnerei“ in Augustfehn, produzieren gute Qualitäten und sind Ansprechpartner vor Ort bei Blumenfragen. Unser Betriebsklima ist sehr familiär und wir sind immer bestrebt besser zu werden. Daher nehmen wir auch gerne an solchen Projekten, wie TerZ, teil. Zudem sind wir sehr umweltbewusst in unserem Handeln und der Produktion. Ein weiterer Grund für die Teilnahme an TerZ.
Unser Betrieb hat auch schon einige Auszeichnungen erhalten. Wir sind z.B. als 5-Sterne-Premium-Gärtnerei vom Bundesverband der Einzelhandelsgärtner ausgezeichnet worden und wurden 2019 von der Gemeinde Apen zum Betrieb des Jahres gekürt, worauf wir sehr stolz sind.

Wie war Ihre Einstellung vor dem Projekt zu Torfersatzstoffen? Was haben Sie darüber gedacht? (Anwendung, Kosten, etc.)?
Positiv. Torf ist endlich für den Gartenbau und wenn wir was für die Umwelt machen wollen, dann das. Wir arbeiten schon seit 5-6 Jahren mit Torfersatz. Bei Kokosfaser und künstlichen Torfersatzstoffen sträuben sich mir allerdings die Haare. Alles, was auch von weiter weg hertransportiert werden muss, ist für mich keine gute Option.

Haben sich bisher Befürchtungen oder Erwartungen erfüllt?
Ja, das Substrat trocknet wie erwartet schneller ab. Für die Gräser ist das positiv. Wir haben dadurch weniger Lebermoosbildung. Bei den anderen Pflanzen ist es nicht ganz so gut, wirkt sich aber bisher auch noch nicht besonders stark aus.

Was sind Ihre Ziele hinsichtlich der Verwendung von Torfersatzstoffen in den nächsten 10 Jahren?
Dranbleiben! Wir wollen möglichst weit mit dem Torfgehalt runtergehen. Wobei ich Torf an sich auch nicht verteufeln will, wenn er ordentlich abgebaut wird. Auch unser Marketing wollen wir dahingehend weiter verbessern. Ich merke wie der Trend besonders bei jungen Leuten in diese Richtung geht.

Carex brunnea nach 11 Wochen Kultivierung. Links in Substrat mit 35% Torfersatz, rechts im Standardsubstrat mit 25% Torfersatz
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